„Keine Dieseldiskriminierung“
Fahrzeug- und Energiehandel sieht im Schlechtreden von Dieselmotoren volkswirtschaftlichen Schaden.
Feldkirch. (VN-reh) 112.328 des Pkw-Bestandes in Vorarlberg sind Dieselfahrzeuge. Das entspricht über der Hälfte (54,4 Prozent) aller Autos im Land. Ein Ende des Dieselbooms ist jedenfalls nicht in Sicht. Denn wie die Zahlen von Februar zeigen, waren über 57 Prozent aller neu zugelassenen Fahrzeuge dieselbetrieben. Und nun das. Umweltminister Andrä Rupprechter (ÖVP) sorgte mit seiner Aussage – „Wer sich jetzt ein Dieselauto kauft, muss damit rechnen, dass es in den nächsten Jahren zu Änderungen kommen wird“ – für großen Unmut. Hintergrund: Derzeit wird der Liter Benzin mit 48,2 Cent Mineralölsteuer belastet, bei Diesel sind es 39,7 Cent.
Autofahrerclubs, Fahrzeughandel und Tankstellenbetreiber sehen in der Aussage eine Verunsicherung von Konsumenten und Betrieben. Auch Manfred Ellensohn, Obmann des Vorarlberger Fahrzeughandels, will das „Schlechtreden von Dieselmotoren“ nicht gelten lassen. „Es ist schlicht falsch, so zu tun, als wären das Automobil oder Dieselfahrzeuge im Besonderen die Alleinverursacher von Feinstaub und Stickoxyden. Wir haben im Vergleich zu vielen anderen Ländern der Welt einen sehr modernen Fuhrpark. In puncto Umweltfreundlichkeit und Sicherheit rangieren wir mit an vorderer Stelle“, sagt Ellensohn und fordert deshalb „Finger weg von Dieselautos“.
Fahrverbote und sonstige Diskriminierungen des Dieselmotors seien aus seiner Sicht weder sinnvoll noch zweckmäßig, um die Umwelt in Bezug auf Feinstaubbelastung und Schadstoffausstoß großartig zu verbessern, fordert er „Vernunft und Realitätssinn“ ein.
Volkswirtschaftlicher Schaden
Ellensohn macht auf ein weiteres Thema aufmerksam: den volkswirtschaftlichen Schaden, der durch das Schlechtreden von Dieselfahrzeugen entstehen würde. „Die Entwertung der Dieselfahrzeuge bis hin zur Unverkäuflichkeit würde es zahlreichen Fahrzeugbesitzern unmöglich machen, ein anderes Auto anzuschaffen, da ihnen dazu die finanzielle Grundlage entzogen würde“, erklärt der Fachgruppenobmann. Auch für den Vorarlberger Fahrzeughandel würde das einen großen finanziellen Schaden bedeuten, „da schon eine dadurch ausgelöste Entwertung von Gebrauchtwagen im Einzelfall mehrere Hunderttausend Euro betragen könnte“, warnt Ellensohn. „Existenzbedrohung und der Verlust von Arbeitsplätzen wären die Folgen.“
Michael Hollersbacher ist nicht nur Geschäftsführer des Vorarlberger Fahrzeughandels in der Wirtschaftskammer, sondern auch des Energiehandels. Auch für deren Unternehmen hätte eine etwaige Mineralölsteuererhöhung massive Auswirkungen. „Dadurch würde der komplette Tanktourismus in Vorarlberg wegfallen“, sagt er. In Anbetracht dessen, dass die Tankstellenbetreiber eh schon mit geringen Margen zu kämpfen haben, würden sie noch weniger verdienen.
Zweite Variante
Umweltminister Rupprechter hat nach der Kritik an seinem Sager übrigens noch eine weitere Variante ins Spiel gebracht. Eine Angleichung könnte auch per Benzinsteuersenkung vollzogen werden. Ob eine Entlastung von Benzinkonsumenten aus umweltpolitischer Sicht durchzusetzen ist, das sei dahingestellt.
Diskriminierungen sind weder sinnvoll noch zweckmäßig.
Manfred Ellensohn