Soziale Herkunft lässt sich im Gesicht erkennen

Markt / 14.07.2017 • 09:21 Uhr
Laut einer Studie soll man angeblich am Gesichtsausdruck den Sozialstatus eines Bewerbers erkennen.
Laut einer Studie soll man angeblich am Gesichtsausdruck den Sozialstatus eines Bewerbers erkennen.

Am Gesichtsausdruck kann man einen sozioökonomischen Status ablesen, behaupten Forscher.

STUDIE. Der deutsche Professor Michael Hartmann beschäftigt sich mit den beruflichen Eliten. Einer seiner Thesen lautet, dass in den Chefetagen seit Jahrzehnten nicht nur hauptsächlich Männer sitzen, sondern Männer, die aus bürgerlichen oder großbürgerlichen Verhältnissen stammen – also aus den oberen vier Prozent der Bevölkerung. Sein Schluss: die Topmanager reproduzieren sich quasi immer wieder selbst. Hartmann hat mehrere Bücher zum Thema soziale Ungleichheit geschrieben. Erschienen sind sie im Campus Verlag.

Dass Menschen schon früh schubladisiert werden, zeigt nun auch eine Studie der Universität Toronto auf, die im „Journal of Personality and Social Psychology“ veröffentlicht wurde. Demnach könnte die soziale Herkunft eines Menschen teilweise bereits an dessen Gesichtsausdruck abgelesen werden. Für ihre Studie teilten die beiden Autoren Nicholas Rule und Thora Bjornsdottir Studenten im Alter zwischen 18 und 22 Jahren in zwei Gruppen ein: in eine vergleichsweise einkommensschwache und eine einkommensstärkere und fotografierten sie mit möglichst neutralen Gesichtsausdrücken. Als die Fotos Probanden vorgelegt wurden, erkannten diese die soziale Herkunft mit einer Treffsicherheit von 53 Prozent.

Selbsterfüllende Prophezeiung

Für Studienautorin Bjornsdottir handelt es sich dabei nicht um einen Zufall, sondern vielmehr als Beweis, dass sich das Gesicht in diesem Alter bereits so verändert hat, dass man ihren sozioökonomischen Status ablesen kann. Beide Forscher gehen davon aus, dass sich Erfolge ebenso wie Sorgen über kurz oder lang im Gesichtsausdruck niederschlagen. Ob die Zuordenbarkeit mit zunehmendem Alter weiter steige, gelte es noch zu erforschen. Gefährlich seien die unbewussten Zuschreibungen insofern, als dass sie wie eine Art selbsterfüllende Prophezeiung wirken: Sie beeinflussen, wie man sich verhält und welche Chancen man hat. Jene, die ohnehin schon privilegiert sind, kommen weiter. Die anderen schaffen den Aufstieg oft nicht. So hätten Personalchefs auch in der kanadischen Studie eher jene Bewerber bevorzugt, die den Job eigentlich weniger nötig haben. Damit schließt sich der Kreis, dass die Eliten unter sich bleiben. Ein Trost: Die Studie zeigt jedoch auch, dass die angeblichen Merkmale sozialer Herkunft nur bei relativ neutralen Gesichtsausdrücken erkennbar sind. Also immer freundlich lächeln.