„Das möchte ich Ihnen aber schon sagen“

Markt / 21.07.2017 • 19:36 Uhr
Aufsichtsratsvorsitzender Jürg Zumtobel und Vorstandsvorsitzender Ulrich Schumacher wurden von den Aktionären entlastet. VN/Steurer
Aufsichtsratsvorsitzender Jürg Zumtobel und Vorstandsvorsitzender Ulrich Schumacher wurden von den Aktionären entlastet. VN/Steurer

41. Zumtobel-Hauptversammlung: Neues Werk in Serbien ist „Bekenntnis zum Stammwerk Dornbirn“.

Dornbirn. (VN-sca) Die für Vorarlberg wichtigste Frage kam in der Generaldebatte der 41. ordentlichen Hauptversammlung der Zumtobel Group AG, die am Freitag im Dornbirner Kulturhaus stattfand, zuletzt. Bernhard Heinzle, Geschäftsführer der Gewerkschaft der Privatangestellten in Vorarlberg, nutzte als Eigentümer einer einzigen Aktie das Recht auf Information. „In Vorarlberg und bei den Mitarbeitern herrscht Nervosität. Wird die Produktion in das neue Werk nach Serbien verlegt? Glauben Sie, dass der Standort Vorarlberg zu halten ist?“, fragte er Vorstand und Aufsichtsrat. Das Werk im serbischen Niš, für das am nächsten Freitag der Spatenstich terminisiert ist, interessierte auch andere Aktionäre. „Was machen Sie diesmal anders als beim Werk in Rumänien?“, wollte ein „Mitbesitzer“ wissen. Anwesend in Dornbirn waren 358 Besitzer und Vertreter von 64,04 Prozent aller Stammaktien – in Summe 27.857.986.

Serbien bester Standort

Heinzles Standortfrage jedenfalls wurde eindeutig beantwortet. „Serbien ist eine langfristige Absicherung für Vorarlberg“, bekräftigte Vorstandsvorsitzender Ulrich Schumacher. Dornbirn bleibe Investitionsstandort, und auch die Produkte kommen zu 70 Prozent aus Vorarlberg. In Serbien werden sie assembliert, also zusammengebaut. In der ersten Ausbaustufe werden 150 Personen beschäftigt, gibt Vorstand Alfred Felder Auskunft. Man habe für das neue Werk acht osteuropäische Länder unter die Lupe genommen, Serbien habe die besten Parameter geboten: Genug Arbeitskräfte (in der Stadt Niš liegt die Arbeitslosenquote bei rund 30 Prozent), ein niedriges Lohnniveau, eine gute Infrastruktur und gute Logistik. Und nicht zuletzt acht Millionen Euro Förderung der serbischen Regierung.

China sei keine Option – Transporte seien lange auf dem Weg und teuer, und der Lohnvorteil schmilzt zusehends.

Höhere Dividende

Im Großen und Ganzen waren die Aktionäre mit der Entwicklung des Lichtkonzerns heuer zufrieden. Zwar musste das weltweit tätige Unternehmen einen leichten Umsatzverlust (1,304 Mrd. Euro) hinnehmen, aber der Gewinn stieg von 11,9 auf 25,2 Millionen Euro (die VN berichteten). Einverstanden waren deshalb nicht alle mit der Höhe der Dividende, die mit 23 Cent pro Aktie festgelegt wurde. Sie erschien ihnen zu niedrig. Und auch der Aktienkurs, der nach einem Hoch wieder abgestürzt ist, machte nicht allen Freude. „Sagen Sie mir, wieso ich meine Aktien halten soll“, fordert etwa ein Aktionär Motivation ein. Schumacher verwies auf den zuvor von ihm präsentierten Drei-Phasen-Plan des Konzerns. Phase eins, so der Manager, „kommt zum Abschluss“.

Die Vertriebe der Marken wurden zusammengelegt, ebenso der Einkauf, sechs nicht ausgelastete Werke geschlossen und zwei verkauft, eine Plattformstrategie wurde entwickelt und die Technologieposition festgelegt. In Phase zwei wurden Firmen zugekauft, der Mehrmarkenvertrieb optimiert und Technologiepartnerschaften eingegangen. Nun in Phase drei werde das Unternehmen transformiert – vom Produzenten zum Fullservice-Provider, der den Kunden intelligente vernetzte Beleuchtungen anbietet.

Da konnte auch jener Herr, der mit einem Fragen- und Vorschlagskonvolut ans Mikrofon trat und dieses mit der Einleitung „Das möchte ich Ihnen aber schon noch sagen“ in rund 20 Minuten abarbeitete, bei den insgesamt sechs Abstimmungen nur noch zustimmen.

Zumtobel Group

41. Hauptversammlung der AG

» Umsatz Geschäftsjahr 2016/17: 1,304 Mrd. Euro

» Investitionen: 45,2 Mill. Euro

» F & E: 82,4 Mill. Euro

» Dividende pro Aktie: 23 Cent

» Mitarbeiter: 2157 in Vorarlberg (+6,3%), 6562 weltweit (-2,9%)

» Free Cash-Flow: 69,4 Mill. Euro