“Sicher das größte Kartell in Europa”

Markt / 25.07.2017 • 21:01 Uhr
Theo Thanner fordert rasche Aufklärung.Foto: VN/Hofmeister
Theo Thanner fordert rasche Aufklärung.Foto: VN/Hofmeister

Absprachen könnten nicht nur Käufern, sondern auch Automotiv-Zulieferern geschadet haben.

Wien. Die deutschen Autobauer Daimler, BMW, Audi, Porsche und VW sollen seit den 90ern illegale Absprachen getroffen haben. Laut dem Chef der österreichischen Bundeswettbewerbsbehörde (BWB), Theodor Thanner, ist es „sicher das größte Kartell in Europa“, wenn nicht sogar weltweit in den letzten Jahrzehnten. Noch gelte aber die Unschuldsvermutung. Sollte die EU-Kommission Geldbußen verhängen, drohen den Konzernen Strafen von bis zu 50 Milliarden Euro.
Neben den Verbrauchern könnten auch österreichische Zulieferer von den illegalen Absprachen betroffen sein, so Thanner. Die BWB wolle daher rasch Klarheit schaffen. „Jeder zweite BMW fährt mit österreichischem Motor“, merkte Thanner an und betonte die hohe Bedeutung des Automobilsektors in Österreich. Auch in Vorarlberg produzieren zahlreiche Unternehmen für die großen Fünf der deutschen Autoindustrie. Die Branche erwirtschaftete zuletzt einen Jahresumsatz von 43 Mrd. Euro.

Es wäre zum Beispiel möglich, dass sich die verdächtigen Autobauer ausgemacht hätten, eine neue Technologie nicht einzusetzen, so Thanner. Dadurch könnten österreichische Lieferanten nicht zum Zug gekommen sein. Sollten sich die Anschuldigungen als wahr herausstellen, drohen den Autoherstellern hohe Geldbußen: EU-Strafen können bis zu zehn Prozent des weltweiten Jahresumsatzes betragen – die fünf verdächtigen Automobil-Konzerne verbuchten 2016 Erlöse von rund 546 Mrd. Euro.