Dieselgipfel: Deutsche Autoindustrie steht mit dem Rücken zur Wand

Markt / 31.07.2017 • 23:00 Uhr
Nach dem Berliner Dieselgipfel am Mittwoch sollte klar sein, was rauskommen darf. Und ob der Diesel noch Zukunft hat. Foto: DPA
Nach dem Berliner Dieselgipfel am Mittwoch sollte klar sein, was rauskommen darf. Und ob der Diesel noch Zukunft hat. Foto: DPA

In Berlin soll Entscheidung über die Zukunft des Diesels fallen. Die wichtigsten Fakten.

Berlin. Autobauer und die Bundes- und Landesregierungen in Deutschland wollen auf dem Dieselgipfel an diesem Mittwoch Maßnahmen beschließen, die von der millionenfachen Nachrüstung älterer Dieselwagen bis hin zu staatlichen Prämien für den Umstieg auf umweltschonende Autos reichen. Für die deutsche Autoindustrie, die zunehmend in Bedrängnis geraten ist, geht es um viel. Sehr viel.

Was schlagen Hersteller vor?

Die Autobauer möchten den Aufwand am liebsten auf die Nachrüstung älterer Selbstzünder per Software-Update beschränken. Daimler hat angekündigt, drei Millionen Diesel-Fahrzeuge in die Werkstätten zu rufen. VW will sogar vier Millionen Wagen in die Werkstätten rufen. Audi hat zudem bereits europaweit die Umrüstung von bis zu 850.000 Fahrzeugen versprochen. Hinzu kämen rund 600.000 Fahrzeuge mit der älteren Euro-5-Abgasnorm, die ebenfalls nachgerüstet werden sollen.

Was will die Politik?

Die deutsche Umweltministerin Barbara Hendricks hat deutlich gemacht, dass die Software-Nachbesserung nur ein erster Schritt sein kann. Sie fordert, dass die Autobauer die Fahrzeuge auch bei der Hardware nachrüsten, also technische Umbauten vornehmen.

Was heißt Nachrüstung?

Durch ein Software-Update soll die Motorsteuerung so verändert werden, dass sich der Stickoxid-Ausstoß verringert. Ein ähnliches Verfahren wurde bereits bei der Reparatur der von VW manipulierten Fahrzeuge sowie bei Modellen mit auffällig hohen Abgasen anderer Hersteller angewandt. Bei diesen sank der Schadstoffausstoß im Schnitt um rund ein Viertel. Für die neue Software fallen, umgerechnet auf das einzelne Fahrzeug, weniger als 100 Euro Kosten an, die Werkstattkosten pro Auto schätzen Branchenkenner auf bis zu 300 Euro. Die Software kann aber nur bei etwa der Hälfte der Euro-5-Diesel überhaupt eingesetzt werden. Und: Das neueste Niveau Euro 6 wird damit nicht erreicht. Die Kosten dafür lägen bei etwa einer bis 1,5 Mrd. Euro. Teurer und nur bei wenigen Autos machbar wäre eine Hardware-Lösung. Motor und Abgasstrang müssten durch einen SCR-Katalysator und einen Harnstoff-Tank ergänzt werden. Die Kosten lägen bei zwischen 1500 und 3000 Euro pro Auto.