Mit altösterreichischem Rezept Italien erobert

Markt / 04.08.2017 • 18:58 Uhr
Alfons Loacker mit Mitarbeitern vor der Urzelle des Unternehmens in Bozen. Foto:LAG
Alfons Loacker mit Mitarbeitern vor der Urzelle des Unternehmens in Bozen. Foto:LAG

Götzner Konditor hat in Südtirol ein Süßwarenunternehmen von Weltruf aufgebaut.

Bozen, Schwarzach. (VN-sca) Eigentlich wollte er ganz weit in den Süden, ins Paradies der Konditoren. Sizilien soll, so wird in der Familie erzählt, der Sehnsuchsort des jungen Alfons Loacker gewesen sein. Geboren ist Loacker im Jahr 1901 in Götzis. Doch schon bald ging er auf Wanderschaft. Zuerst ins Nachbarbundesland Tirol, das damals noch zusammen mit Vorarlberg und dem Trentino in einer gefürsteten Grafschaft verwaltet wurde, wo er in Brixen das Konditorhandwerk erlernte. Anschließend arbeitete er bei der Firma Rajsigl in Innsbruck, dem bekanntesten Süßwarenhersteller in der Tiroler Hauptstadt.

Bewegte Zeiten in Südtirol

In seiner Jugend erlebte Loacker Tirol noch als „oans“, die Teilung von Nord- und Südtirol war noch nicht vollzogen. Das geschah erst im September 1919, nachdem der Krieg verloren und das Habsburger-Reich untergegangen war. Der Vertrag von Saint-Germain schuf Tatsachen und Grenzen. Loacker erlebte mit, wie versucht wurde, aus dem deutschsprachigen Südtirol das italienische Alto Adige zu machen. Für viele Südtiroler ein Grund, die Heimat zu verlassen. Der Vorarlberger Loacker, der in Südtirol auch sein privates Glück gefunden hatte, ließ sich von Faschisten und Nationalisten nicht beirren.

Er gründete 1925 seine eigene Konditorei am Bozner Dominikanerplatz. Neben den klassischen Konditoreiprodukten produzierte er Waffelspezialitäten nach eigenen Rezepten, die reißenden Absatz in den Gasthäusern und Haushalten der Stadt fanden, bei deutschsprachigen Tirolern ebenso wie bei den umgesiedelten Süditalienern, für die Mussolini eigene Stadtviertel und Industriebetriebe aufstellt hatten. Das Geschäft gedieh prächtig, bis der Zweite Weltkrieg das Unternehmen zum Erliegen brachte. Die Loackers ließen sich nicht unterkriegen: Sie begannen 1945 mit 600 Kilo Kakaobohnen und einem Kontostand von null Lire wieder damit, Waffeln herzustellen. Schnell wurde der Vorkriegserfolg wiederholt, die Produktion gesteigert und neue Maschinen angeschafft. 1958 stieg Sohn Armin ins Geschäft ein, nach seinem Tod folgten die Geschwister Armin, Rainer und Christine, welche die Expansion und die Internationalisierung vorantrieben.

Export in hundert Länder

Die Produkte werden heute in hundert Länder exportiert. Spitzenreiter im Verbrauch ist Italien, danach folgen Saudi-Arabien, Südkorea und Israel, China und die USA. Produziert wird in Unterinn und in Osttirol. Der Umsatz des Waffelriesen liegt bei rund 330 Mill. Euro, etwa doppelt so hoch wie der des Wiener Mitbewerbers Manner. 936 Mitarbeiter, die Tag für Tag fünf Tonnen Haselnüsse verarbeiten, werden beschäftigt. Die kommen ab 2018 von der eigenen 1000-Hektar-Plantage in der Toskana. Dort hat Rainer Loacker nach seinem Ausstieg aus dem Familienunternehmen auch ein Bioweingut aufgebaut, das wie sein Gut in Südtirol (und seit 2009 ein weiteres in der Steiermark) mit höchstem Lob bedacht wird.

Unternehmenszentrale des international erfolgreichen Waffelproduzenten in Unterinn am Ritten. Foto: Schweighofer
Unternehmenszentrale des international erfolgreichen Waffelproduzenten in Unterinn am Ritten. Foto: Schweighofer

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