Der Geldhahn ist zugedreht: Fluglinie Air Berlin meldet Insolvenz an

Markt / 15.08.2017 • 22:18 Uhr
Die schwer angeschlagene Air Berlin hat einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung gestellt. Foto: Reuters
Die schwer angeschlagene Air Berlin hat einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung gestellt. Foto: Reuters

Flugbetrieb kann dank Übergangskredit weitergeführt werden. Tickets bleiben gültig.

Berlin. Air Berlin konnte sich zuletzt nur noch in der Luft halten, weil der arabische Großaktionär Etihad finanzielle Mittel zuschoss. Diese Geldquelle ist nun versiegt. Und Air Berlin hat einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung gestellt. Man sei „zu dem Ergebnis gekommen, dass keine positive Fortbestehensprognose mehr besteht“. Nun werden Verhandlungen mit Lufthansa und weiteren Beteiligten zur Veräußerung von Betriebsteilen geführt.

Für die Kunden soll sich soweit nichts ändern, teilt die Fluggessellschaft mit. Nach Angaben des Unternehmens bleiben alle gebuchten Tickets gültig. Auch die Flugpläne würden nicht geändert. Alle Flüge von Air Berlin und ihrer Tochter Niki fänden wie geplant statt. Zudem seien auch alle vorgesehenen Flüge weiterhin buchbar. Der 150-Millionen-Euro-Kredit des deutschen Bundes sichert den Flugbetrieb der insolventen Fluggesellschaft für ungefähr drei Monate. Denn aufgrund des Insolvenzrechts wäre Air Berlin eigentlich verpflichtet gewesen, den Flugbetrieb direkt nach Einreichung des Insolvenzantrags einzustellen. Air Berlin befinde sich seit längerem in Verkaufsverhandlungen mit der Lufthansa und einer weiteren Fluggesellschaft, teilen das Wirtschafts- und das Verkehrsministerium mit. Diese Verhandlungen seien so weit fortgeschritten, dass Entscheidungen in den nächsten Wochen fallen könnten.

Die Gewerkschaften hoffen nun auf den Erhalt möglichst vieler Arbeitsplätze. Die Nachricht der Insolvenz von Deutschlands zweitgrößter Fluglinie sei ein Schock für die Mitarbeiter, erklärte die Piloten-Gewerkschaft Vereinigung Cockpit und kritisiert Etihad scharf. „Etihad lässt die Air Berlin fallen wie eine heiße Kartoffel, obwohl neue Investoren Interesse signalisiert haben.“ Anfang des Jahres zählte Air Berlin rund 8600 Mitarbeiter.

Seit 2008 schreibt Air Berlin – mit einer Ausnahme durch den Verkauf des Vielfliegerprogramms – rote Zahlen. Im vergangenen Jahr betrug der Verlust rund 782 Millionen Euro, der Schuldenberg wuchs auf knapp 1,2 Milliarden Euro. Erst im April hatte der arabische Großaktionär Etihad, der 29,2 Prozent der Anteile besitzt, weitere 250 Mill. Euro zugeschossen. 

Aktie stürzt ab

Die Aktien der Air Berlin stürzten am Dienstagnachmittag an der Frankfurter Börse um nahezu die Hälfte ihres Werts ab. Dafür profitierten die Aktien der Konkurrenz. Lufthansa zog um rund 1,8 Prozent nach oben, Easyjet um 2,9 Prozent.