50 Interessenten von Nordamerika bis Asien

Wolford sucht finanzstarken Käufer. Solange braucht es die Banken und ein straffes Sparprogramm.
Bregenz. (VN-reh) Ein Geschäftsjahr, geprägt von roten Zahlen und der Entscheidung der Kernaktionäre, ihre Mehrheitsbeteiligung verkaufen zu wollen: Wolford braucht eine Geldspritze, und das am besten von dem neuen Eigentümer, der gerade gesucht wird. Unlängst sprach man von einer zweistelligen Anzahl an potenziellen Interessenten. Das wurde nun konkretisiert. „Es gibt ein sehr großes Interesse“, so Vorstand Brigitte Kurz. Insgesamt seien es gut 50 Interessenten, die sich von Nordamerika bis nach Asien verteilen. Darunter seien sowohl strategische Investoren als auch reine Finanzinvestoren. Man gehe prinzipiell von nur einem Käufer aus, der die Mehrheit an Wolford übernimmt. Es könnten aber auch mehrere sein, sagt Kurz. Die einzige potenzielle Investorin, die bislang bekannt wurde, ist Antonella Mei-Pochtler, die aus diesem Interessenkonflikt heraus bereits den Aufsichtsratsvorsitz bei Wolford abgab.
Unklar ist auch, ob Unternehmer Ralph Bartel, der aktuell 28,2 Prozent an Wolford hält, ebenfalls Verkaufspläne hegt. Das sei nicht bekannt, sagt Vorstandsvorsitzender Axel Dreher. Er sei ein „Wolford sehr geneigter Investor“, der an das Unternehmen glaube.
Im Geschäftsjahr 2016/17 betrug der Verlust bei Wolford knapp 18 Millionen Euro. Die Eigenkapitalquote ging von 46 auf 32 Prozent zurück. Die Finanzierung des laufenden Betriebs ist dennoch bis Juni 2018 gesichert, weil die kreditgebenden Banken die Kreditlinien kürzlich verlängert und zehn Millionen Euro als Überbrückungskredit gewährt haben. Im vierten Quartal sollen aber weitere Verhandlungen mit den Banken stattfinden. Dabei geht es laut Brigitte Kurz um eine weitere Verlängerung der Kreditlinien und neue Kredite in Höhe von acht Millionen Euro. Von Insidern wird deshalb noch in diesem Jahr eine Bieterentscheidung erwartet.
Sparprogramm nötig
Jedenfalls steht fest, dass bei den Kosten dringend die Reißleine gezogen werden muss. An der Mitarbeiterschraube wurde bereits gedreht. Im Zuge einer Straffung der Verwaltung sank die Mitarbeiterzahl auf Vollzeitbasis um 27 auf nunmehr 1544. Ein weiterer Jobabbau wird zumindest nicht dezidiert ausgeschlossen.
Denn bei der derzeitigen Struktur des Unternehmens müsste der Umsatz um 25 Prozent höher liegen, damit überhaupt kostendeckend gewirtschaftet werden kann. Und diese 25 Prozent sind am Markt derzeit nicht drin. Insgesamt ging der Umsatz im Geschäftsjahr 2016/17 um fünf Prozent auf 154 Millionen Euro zurück. Deshalb wird auch für das laufende Geschäftsjahr mit einem Verlust gerechnet. Erst danach sollen die Restrukturierungsmaßnahmen vollständig greifen.
Es gibt ein sehr großes Interesse von Investoren an Wolford.
Brigitte Kurz
Geschäftsjahr 2016/17
Umsatz: 154 Millionen Euro (-5%)
Verlust: 17,88 Millionen Euro (+68%)
Eigenkapitalquote: 32 Prozent (Vorjahr: 46%)