Warum Aktien sicherer sind als die Ehe

Rankweil. Dass die Welt, in welcher wir uns bewegen, voller Paradoxa ist, ist vermutlich nichts Neues. Die Irrationalität, mit welcher Menschen Entscheidungen treffen, füllt mittlerweile ganze Bücher. Oftmals sind klassische Verhaltensmuster, die über Jahrtausende für das Überleben der menschlichen Spezies vorteilhaft waren und entsprechend tief in uns verankert sind, für unsere Entscheidungen verantwortlich. Ausgerechnet an den Finanzmärkten lässt uns aber unser Urinstinkt häufig im Stich – dann führen genau diese Verhaltensmuster zu Fehlentscheidungen, die viel Geld kosten.
Zu den klassischen Fallen zählen Tatsachen wie die zu geringe Gewichtung von Aktien in der Finanzanlage oder die zu konservative Ausrichtung der Altersvorsorge in jungen Jahren. Der Grund ist zumeist derselbe: Aktien werden als zu riskant empfunden. Dabei gehen wir täglich größere Risiken ein – beispielsweise bei der Partnerwahl: Laut neuesten Umfragen in Deutschland geben fast 90 Prozent der Menschen eine dauerhafte Lebenspartnerschaft als ihr höchstes Lebensziel an. Folglich verwundert es nicht, dass 35 Mill. Deutsche verheiratet sind. Im Gegensatz dazu besitzen nur elf Mill. Deutsche überhaupt Aktien. Da allerdings jede dritte Ehe geschieden wird und im Schnitt eine Ehe nur 14 Jahre und 9 Monate hält, liegt das „Verlustrisiko“ bei 33 Prozent, in Vorarlberg mit 40 Prozent sogar noch höher. Wenn man aber über denselben Zeitraum in der Vergangenheit Aktien von großen Unternehmen gekauft hätte, wäre das Anlagerisiko verschwindend klein: Über solch lange Haltezeiten sind Aktien fast immer das beste Investment und liefern auch unter Berücksichtigung von Kursschwankungen, die durch verschiedene Markteinflüsse entstehen, positive Renditen. Wer also den Mut zur Ehe hat, sollte erst recht vor einem Aktieninvestment nicht scheuen. An der Börse heißt es folglich, auch einmal Urinstinkte abzulegen und eigene Verhaltensmuster zu hinterfragen. Vor allem für die jüngere Generation wird angesichts negativer Realzinsen und verhaltener Lohnsteigerungen mehr Mut gefragt sein, bezogen natürlich auf die Geldanlage und nicht auf die Partnerwahl.
patrick.schuchter@vvb.at,
Patrick Schuchter,
Vermögensverwaltung
Volksbank Vorarlberg