Opfer bleiben oft im Dunkeln

Wirtschaftskriminalität hat stark zugenommen. Die Taten bleiben aber oft unentdeckt.
Schwarzach Der Konkurrenzkampf in der globalisierten Wirtschaft wird härter und damit auch die Mittel im Wettbewerb. Dass diese nicht immer legal sind, musste auch das international tätige Bregenzer Bahnbauunternehmen Rhomberg Sersa feststellen. Eine Tochterfirma der Bregenzer, die deutsche Jumbo Tec, geriet ins Visier von Industriespionen, die, so legen es die Ermittlungen der niederösterreichischen Polzeidirektion nahe, in der Wahl der Mittel nicht zimperlich waren. Derzeit liegt der Ermittlungsakt, der den VN vorliegt, bei der Staatsanwaltschaft Krems. Auf den Angriff hat Rhomberg Sersa mit einer Nebenklage reagiert, Firmenchef Hubert Rhomberg fordert umfassende Aufklärung seitens des Lieferanten Plassser & Theurer, dessen deutsche Tochter vom Kronzeugen schwer belastet wurde.
Angst um Reputation
Der Fall ist spektakulär, doch nicht einzigartig, da sind sich die Fachleute einig. Viele betroffene Firmen scheuen das Licht. Marco Tittler von der Wirtschaftskammer: „Die Dunkelziffer ist sicher hoch, doch viele Firmen schweigen, um nicht weitere Schwierigkeiten, etwa mit Kunden, zu bekommen.“ Oder nicht an Reputation zu verlieren.
Die Spione haben es heute leichter als früher. Einbrüche in Firmen gibt es zwar immer noch, doch meist dringen Hacker ins Datennetz eines Unternehmens und können sich oft über lange Zeiträume Informationen besorgen, die Millionenschäden auslösen.
Der Hohenemser Wirtschaftsdetektiv Christoph Öhe rät deshalb zu professioneller Beratung und regelmäßigen Kontrollen inklusive Probehacks. „Da gibt es spezialisierte Firmen, die das sehr gut machen.“ Der ehemalige Zollfahnder rät auch dazu, bei Verdacht die Räumlichkeiten auf Wanzen, Kameras und ähnliche Dinge durchsuchen zu lassen sowie Mitarbeiter zu observieren, die sich verdächtig gemacht haben. Rund 60 Prozent der Fälle, mit dem sein Unternehmen zu tun hat, sind im Bereich Wirtschaftskriminalität angesiedelt, allerdings eher im Patentrecht und bei Fälschungen, die Vorarlberger Firmen großen Schaden verursachen. Der Fall, in dem Jumbo Tec zu den Opfern zählt, sei allerdings spektaktulär und reiche ins Geheimdienstmilieu. „Das ist eine heiße Szene, absolut illegal und kriminell.“ Sehr oft seien es aber auch Mitarbeiter, die Betriebsgeheimnisse aus verschiedensten Gründen, etwa, wenn sie bei Personalangelegenheiten übergangen werden, an die Konkurrenz verraten. Der Hohenemser Detektiv, der internationale Konzerne wie Philip Morris berät, führt solche Personenüberwachungen durch, weiß bei seinen Ermittlungen aber, wo die Grenzen sind und wann die staatlichen Ermittler übernehmen.
Einig sind sich Öhe und Tittler mit Chefinspektor Helmut Napetschnig, bei der Landespolizeidirektion (LPD) für Wirtschaftskriminalität zuständig, dass die Dunkelziffer der Straftaten allerdings deutlich höher ist, als an die Öffentlichkeit dringt. „Die Szene ist weit schlimmer, als man ahnt“, beschreibt Öhe das kriminelle Milieu, das die Vorarlberger Wirtschaft jährlich um zig Millionen bringt. Im vergangenen Jahr zählte die LPD 2408 Fälle, ein Plus von 511 Fällen. „Das ist vor allem der Zunahme der Internetkriminalität zuzuschreiben“, erklärt Napetschnig. Außerdem gehe es dabei um betrügerische Krida, um Täuschung und einige Delikte mehr: „Wirtschaftskriminalität ist ein sehr weites Feld.“ VN-Sca
„Computersysteme prüfen und Büros auf Wanzen und Elektronik durchsuchen.“

