Ruhe bewahren, weiter backen

Markt / 25.09.2017 • 22:17 Uhr
Bäcker und Konditoren sind von den Preissteigerungen bei Butter, Getreide und Eiern besonders betroffen.Symbolbild/VN
Bäcker und Konditoren sind von den Preissteigerungen bei Butter, Getreide und Eiern besonders betroffen.Symbolbild/VN

Höhere Rohstoffpreise für Backwaren. Bäcker und Konditoren warten bei Preiserhöhung zu.

Schwarzach Eine Semmel um 15 Cent – wie lange ein österreichweit tätiger Diskonter diesen Bestpreis halten kann, ist ungewiss. Auch wer mit Kampfpreisen am Brotmarkt nach einem größeren Stück vom Kuchen greift, kann sich auf Dauer nicht gegen die Preisentwicklung bei den Rohstoffen stemmen. Derzeit allerdings halten Bäcker und „Aufbäcker“ noch still und hoffen auf Beruhigung am Markt. Die Situation ist herausfordernd, denn sowohl in Österreich als auch in Deutschland lag die heurige Getreideernte deutlich unter dem langjährigen Schnitt, Butter und andere Milchprodukte sind ebenfalls einer deutlichen Teuerung unterworfen, auch Eier sind nach den Fipronil-Skandal deutlich im Preis gestiegen.

Höhere Preise möglich

Besonders zu schaffen macht den Bäckern und Konditoren aber derzeit die Explosion des Butterpreises, der im Jahresabstand über ein Drittel (34 Prozent laut Statistik Austria) zugelegt hat (die VN berichteten). „Den Bauern gönne ich, dass sie mehr Geld bekommen. Allerdings fürchte ich, dass sie am wenigsten von der Preiserhöhung profitieren“, sagt der Innungsmeister der Vorarlberger Bäcker, Wolfgang Fitz, im Gespräch mit den VN. Derzeit sehe er in seinem Betrieb von einer Preiserhöhung ab, eben weil der Wettbewerb zwischen Bäckern und mit den Lebensmittelhändlern sehr hart sei. Lediglich bei Krapfen werde er die Preise um einige Cent erhöhen. Ansonsten heiße es, die Entwicklung zu beobachten: „Eine Empfehlung kann ich nicht abgeben, das muss jeder Betrieb für sich entscheiden.“ Auch beim Dornbirner Großbäcker Ölz, der im Jahr 850 Tonnen Butter verarbeitet, beobachtet man die Entwicklung  genau. „Der aktuelle Marktpreis für Butter entwickelt sich katastrophal, und wir sehen noch keine Ende der Verknappung bei diesem Rohstoff. Wir können daher Preiserhöhungen nicht ausschließen“, gibt die Geschäftsführung des österreichischen Branchenprimus Auskunft.

Der Sprecher der Vorarlberger Konditoren, Bernhard Fenkart, beobachtet die Preisentwicklung über „zwei bis drei Monate“. Wenn dann die Kosten für die Rohstoffe weiter steigen, werde man handeln müssen. Bei der Qualität der Konditorware werde es keine Abstriche geben, schließlich sind gute Grundprodukte die Basis für Torten und Mehlspeisen. Und die sind, ist sich Fenkart bewusst, „ein Luxusprodukt“.

Eins zu eins weitergegeben

Ganz ohne Preiserhöhungen ist es in den letzten Monaten nicht gegangen. Die Statistik Austria verzeichnet eine leichte Preiserhöhung von 1,6 Prozent für Brot und Getreideerzeugnisse im August. In den nächsten Monaten erhöht sich die Nachfrage nach Butter. Schließlich steht Weihnachten vor der Tür, und für die Kekse wird viel Butter benötigt. Billiger werde es deshalb sicher nicht, so der Geschäftsführer der Vorarlberg Milch, Raimund Wachter, mit Blick auf die Hochsaison. Er könne sich auch eine leichte Preiserhöhung vorstellen, schlussendlich werden die Endverbraucherpreise – auch die für andere Milchprodukte – aber nicht von den Molkereien gemacht, sondern vom Handel, betont er. Dass die Preiserhöhung nicht beim Landwirt ankomme, verneint er. „Wir geben das eins zu eins an unsere Genossenschafter weiter, sie bekommen rund 30 Prozent mehr als vor einem Jahr“, und das sei nach den Tiefstpreisen der vergangenen Jahre auch bitter nötig. Wenn man den Durchschnittsbutterverbrauch einer Familie heranziehe, halte sich die Preiserhöhung auch in Grenzen.

„Ob die Brotpreise erhöht werden, muss jeder Bäckerbetrieb selbst entscheiden.“

Ruhe bewahren, weiter backen