Technischer Händler mit dem digitalen Gen

Markt / 27.09.2017 • 18:18 Uhr
Digitalisierte Beschaffungsprozesse für Produkte und Materialien sparen Zeit und Geld.   Haberkorn
Digitalisierte Beschaffungsprozesse für Produkte und Materialien sparen Zeit und Geld.   Haberkorn

Logistiksysteme bieten effiziente Bestellung und rasche Lieferung.

Wolfurt 2026 soll die mit 64 Kilometern längste unterirdische Eisenbahnverbindung der Welt in Betrieb gehen. Der Brenner Basistunnel wird dann entlang der Achse München–Verona zwischen Innsbruck und Franzensfeste die Alpen unterqueren. Bis dahin stellt er aber nur eines dar: eine gigantische Baustelle, die vor allem für die Unternehmen eine riesige Herausforderung darstellt. Denn die Zeit ist straff kalkuliert. Reibungslose Abläufe sind dabei das Um und Auf. Eine zentrale Rolle spielt die rasche Lieferung benötigter Werkzeuge und Materialien.

Auf einer Tunnelbaustelle mit 24-Stunden-Betrieb muss alles immer lagernd sein. „Geht etwas beispielsweise um 4 Uhr früh aus, kann es unter Umständen lange dauern, bis Nachschub da ist“, weiß Thomas Lutz, Leiter des Bereiches Logistiklösungen und E-Business beim technischen Händler Haberkorn. Beispiele, was im Bestellprozess alles passieren kann, kennt er jede Menge. Das beginnt bei der Zuständigkeit über mehrstufige Genehmigungsverfahren bis hin zu unleserlichem Gekritzel oder vergessenen Bestellungen. „Das ist nicht nur ärgerlich, sondern kostet die Unternehmen oft auch sehr viel Geld“, weiß Lutz. Wirft man einen genaueren Blick auf den gesamten Verwaltungsaufwand, ist festzustellen, dass im Verhältnis zum Wert, der Aufwand um die Produkte bereit zu stellen, viel zu hoch ist.

Digitalisierung in der Beschaffung

Die Lösung hat einen großen Namen: Industrie 4.0. „Unsere Herausforderung bestand darin, ein Bestellsystem zu entwickeln, das den Verwaltungsaufwand und damit auch die Beschaffungskosten deutlich reduziert“, erklärt Lutz und fügt hinzu: „Die Digitalisierung steckt bei uns in der Beschaffung.“ Seit 2010 wird daran intensiv gearbeitet. Eine eigene Abteilung mit zehn Mitarbeitern zeichnet für die Entwicklung verschiedenster Logistiklösungen verantwortlich.

Vom einfachen Onlinescanner angefangen über Regalsysteme, Automaten und Scanboxen bis zum jüngsten Clou, dem Wiegezellenschrank. Das Grundprinzip ist dabei immer dasselbe und basiert auf RFID-Technologie. Wird etwa aus dem Wiegezellenschrank ein Produkt entnommen, verändert sich das Gewicht der Wiegeeinheiten. Noch bevor das Behältnis leer ist, geht automatisch bereits eine Bestellung direkt an Haberkorn. Von dort werden die Waren im vereinbarten Rhythmus zugestellt. Der Verwaltungsaufwand kann sich um bis zu 85 Prozent reduzieren. Zudem bekommt die Firma mehr Überblick über den Materialverbrauch.

An der Baustelle in Tulfes-Pfons ist dieses effiziente Bestellsystem und die rasche Lieferung der benötigten Werkzeuge und Materialien ein wesentlicher Faktor für den reibungslosen Ablauf. Da die Regal- und Online-Scanner-Systeme wegen der Größe der Baustelle auf drei Standorte verteilt sind, wird außerdem klar unterschieden, an welchen Ort die Artikel zu liefern sind. So fallen auch die internen, zeitaufwendigen Quertransporte komplett weg. Last but not least wird auch noch nach Verbrauchern gegliedert. Das macht vor allem wegen den Subunternehmen Sinn. Damit steht einer zeitgerechten Fertigstellung nichts im Wege. Oder wie sagt man im Bähnler-Fachjargon: Da fährt der Zug drüber!

Haberkorn GmbH

Headquarter Wolfurt

Standorte 31 in 11 Ländern

Mitarbeiter 1600 (800 in Österreich)

Artikel 100.000 ab Lager (Lagerwert: 55 Millionen Euro)

OnlineShop 200.000 Artikel

Umsatz zirka 400 Millionen Euro (25 Prozent davon mit E-Business und Logistiklösungen)