Rallye mit Risken

Wien Schon jetzt ist der aktuelle Bullenlauf an der Wall Street ein Fall für die Rekordbücher. Seit dem Tief nach der Lehman-Pleite im März 2009 hat der S&P 500 über 250 % zugelegt. Außerdem ist diese Rallye die zweitlängste aller Zeiten, übertroffen nur von jener der 90er Jahre, die dann aber in einer schweren Korrektur (Dot Com Krise) endete. Dennoch fehlen derzeit einige Charakteristika, die in der Vergangenheit eine Rallye begleitet haben. Zunächst einmal herrscht eigentlich keine Euphorie. Ganz einfach ist das an der Tatsache abzulesen, dass die Anleger seit 2009 in Summe 200 Mrd. Dollar aus US Aktienfonds abgezogen haben. Außerdem ist die Rallye nicht breit unterstützt – zumindest derzeit nicht mehr. Einige wenige Tech-Aktien (Amazon, Facebook, Microsoft und Google) sind für fast ein Drittel des diesjährigen Anstiegs im S&P verantwortlich. Was vielleicht aber noch mehr zu denken geben sollte, ist ein Blick auf die Bewertung. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis im S&P liegt derzeit bei 18, bezogen auf die Gewinnschätzungen für die nächsten 12 Monate. Um dieses Niveau halten zu können, müssten die Bedingungen bezüglich Gewinnwachstum (hoch) und Zinsen (tief) unverändert günstig bleiben. Das ist zwar nicht unmöglich, ein gewisses Risiko, dass es anders kommt, besteht aber sehr wohl.
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unicreditgroup.at,
Mag. Monika Rosen,
Chefanalystin, Bank Austria Private
Banking, Twitter: @Monika_Rosen