„Als Frisör von Bagdad nach Frastanz“

Markt / 06.10.2017 • 11:04 Uhr
Bei Friseur Moll gibt es ein gegenseitiges Lernen. Kumail etwa beherrscht die Fadenzupftechnik aus dem Effeff. Marion Hofer
Bei Friseur Moll gibt es ein gegenseitiges Lernen. Kumail etwa beherrscht die Fadenzupftechnik aus dem Effeff. Marion Hofer

Integrationspreis an engagierte Unternehmen im Ländle verliehen.

Frastanz, Bregenz Thomas Moll ist ehrlich. „Ich war alles andere als begeistert, als das Arbeitsamt bei mir anrief und fragte, ob ich nicht einen Frisör aus Bagdad aufnehmen könnte“, gibt er zu, dass seine Skepsis anfänglich groß war. Irgendwann im Gespräch stimmte er dann doch einem Vorstellungsgespräch und einer anschließenden Arbeitserprobung zu.

Kumail Murad Ali kam und brachte auch gleich seine eigenen Werkzeuge mit. „Die waren ganz anders als unsere und auch die Scheren sind viel einfacher.“ „Kumail ist richtig gut“, sagt der Frastanzer Friseurmeister, „er kann mit Schere und allem anderen umgehen.“ Unter anderem auch die Fadenzupftechnik. Kumail flüchtete vor Krieg und Zerstörung und musste unter anderem seinen eigenen Herrensalon zurücklassen.

Ziel: Lehrabschlussprüfung

Nun absolviert der engagierte Iraker für die nächsten zwei Jahre eine Berufsqualifikation mit dem Ziel, die Lehrabschlussprüfung zu absolvieren. Auch das Handwerk des Damenfriseurs, denn das gefällt ihm am besten. „Da kann man so richtig kreativ sein“, freut sich der junge Mann. Und auch seine Deutschkenntnisse haben sich sehr verbessert. „Er spricht schon ein bisschen vorarlbergerisch“, meint Thomas Moll mit einem Augenzwinkern.

Integrationspreis

Dieses Beispiel von Kumail Murad Ali und Friseurmeister Thomas Moll wurde mit dem Integrationspreis des Landes Vorarlberg ausgezeichnet. In seiner vierten Auflage richtete sich dieser unter dem Motto „Zusammenarbeit in Vielfalt“ an Unternehmen, die sprachliche und kulturelle Vielfalt in ihren Teams wertschätzen und eine offene und respektvolle Unternehmenskultur pflegen.

Gerade in Vorarlberg arbeiten schon seit Jahrzehnten Einheimische als auch Zugewanderte unterschiedlicher Herkunft in verschiedensten kleineren und größeren Unternehmen zusammen und tragen dazu bei, dass das Ländle zu den wirtschaftsstärksten und lebenswertesten Regionen Europas zählt.