Gedimmte Leuchten statt gleißender Scheinwerfer

Die Umstrukturierung der Zumtobel Group ist in einer schwierigen Phase.
Dornbirn In Augsburg demonstrierten am Donnerstag mehrere Hundert Arbeitskräfte der Firma Ledvance gegen die geplante Schließung ihres 111 Jahre bestehenden Werkes. 700 Mitarbeiter werden ihre Job verlieren. Was das mit Zumtobel zu tun hat? Ledvance gehörte bis vor Kurzem zum Osram-Konzern und stellt Leuchtstoffröhren her. Ein Produkt, das nicht mehr verkauft werden kann.
Osram kämpft wie Zumtobel mit dem Umbruch im Leuchtengeschäft. Die Marktführer des vergangenen Jahrhunderts, zu denen auch Philips Lighting zählt, kämpfen gegen neue Konkurrenten, die klein, flexibel und schnell sind. Der Strukturwandel kam unerwartet schnell – die Prognosen der Wirtschaftsforscher erwiesen sich als falsch. Die Entwicklung überrollte die Branchengrößen.
Zumtobel reagiert darauf, seit 2013 der ehemalige Infinion-Manager Ulrich Schumacher als CEO einstieg, mit einer ambitionierten Umstrukturierung – ebenfalls mit Werkschließungen, mit Verkäufen und Produktionsverlagerungen, aber auch mit Zukäufen wie dem kleinen Hightechbetrieb acdc. Doch nun zeigen sich Ermüdungserscheinungen. Und auch Rückschläge, wie die neutral formulierte Mitteilung „Anpassung der Prognose für das Geschäftsjahr 2017/18“ zeigt. Der Gruppenumsatz sank um 6,4 Prozent gegenüber dem ersten Halbjahr 2016. Das EBIT reduziert sich von 52 Millionen auf 20,4 Millionen Euro. Als wäre das nicht schon der schlechten Nachrichten genug, kommt noch ein interner Aufstand der mittleren Führungskräfte hinzu, die einen Brandbrief an den Aufsichtsrat richteten (die VN berichteten), der die scheinbar dominierende Position des Aufsichtsratsvorsitzenden Jürg Zumtobel und den Einfluss der Familie Zumtobel kritisiert. Die Aktienkurse rasselten jedenfalls am Donnerstag in den Keller – minus 20 Prozent. Kein Wunder, wenn die Stimmung im Unternehmen gedrückt ist, wie aus Mitarbeiterkreisen zu hören ist.
Mit dieser Situation wird sich der heute, Freitag, tagende Aufsichtsrat befassen müssen. Auch wenn das Aufbegehren der Manager nicht auf der Tagesordnung steht, wird es dazu sicher Diskussionen geben. Ein Insider im Unternehmen prophezeit, dass das Schreiben wohl nicht heute, aber zeitnah Konsequenzen nach sich ziehen könnte. Unruhe in der Belegschaft herrsche auch über die personelle Neuordnung in zahlreichen Führungspositionen – auch die Kommunikation im Haus habe noch Potenzial, so Mitarbeiter des Unternehmens. Aufsichtsrat und Vorstand stehen also weitere, nicht einfache Aufgaben bevor.