Zinserhöhung in weiter Ferne

Markt / 17.11.2017 • 19:51 Uhr
Zinserhöhung in weiter Ferne

Dornbirn Dem Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) ist auf der geldpolitischen Sitzung am 26. Oktober ein Kunststück gelungen. EZB-Präsident Mario Draghi hat angekündigt, die extrem unterstützende geldpolitische Ausrichtung in der nahen Zukunft zu reduzieren. Gleichzeitig hat er sich vorsichtig zur weiteren Vorgangsweise geäußert. Die wichtigste Maßnahme: Das Anleihen-Ankaufsprogramm, das als schärfste Waffe der Notenbank gilt, wird zwar reduziert, läuft aber weiter: Bis Ende 2017 beträgt das monatliche Volumen noch 60 Milliarden Euro. Ab Jänner 2018 wird es auf 30 Milliarden Euro halbiert und erstreckt sich noch bis mindestens September 2018.

Allerdings ist das Wirtschaftswachstum nach wie vor nicht selbst tragend und der Inflationsdruck niedrig: In Europa blieb die Teuerung im Oktober weiter schwach. In Österreich lag sie zwar bei 2,2 Prozent, die gesamte Eurozone kam aber laut aktuellen Daten auf eine Inflationsrate von 1,4 Prozent nach 1,5 Prozent im September. Was bedeutet das für die Zinsen? Die Leitzinsen werden aus unserer Sicht auch nach dem Ende des Anleiheankaufsprogramms für einige Zeit auf dem aktuell sehr niedrigen Niveau bleiben. Die Erwartungen für ein höheres Leitzinsniveau Ende 2018 sind damit dahin. Eine erste Leitzinsanhebung ist eher für Ende 2019 vorstellbar.

Schlechte Nachrichten für Sparbuch-Sparer, aber positive für Wertpapier-Anleger: Auf kurze Sicht ist dieses Umfeld günstig für risikobehaftete Wertpapierklassen wie Aktien. Selbst für kreditsichere Anleihen wie deutsche Staatsanleihen ist es nicht besonders nachteilig. Die Aussicht auf anhaltend sehr niedrige Leitzinsen ist eine Stütze für die Märkte.

ines.frei@dornbirn.sparkasse.at, Ines Frei, Veranlagungsspezialistin Sparkasse, www.erste-am.at