Nicht in die Röhre geschaut: Bei Erne Fittings geht es aufwärts

Markt / 03.12.2017 • 18:19 Uhr
VN-Bericht vom 17. Dezember 2016.
VN-Bericht vom 17. Dezember 2016.

Ein Jahr nach dem Poker um Insolvenz: Erne Fittings mit operativem Gewinn.

Schlins Kurz vor Weihnachten 2016 schockte eine Ankündigung die Mitarbeiter des Schlinser Hightechunternehmens Erne Fittings. Stephan Zöchling, der das Unternehmen im Oktober erworben hat, zog die Notbremse und forderte die Hausbanken zu einem Schuldenerlass auf, um das Überleben des Traditionsunternehmens zu sichern. Das war für die Banken keine leichte Entscheidung, denn schließlich mussten auch sie ihre Eigentümer von der Notwendigkeit des Schritts überzeugen, immerhin ging es um rund 20 Millionen Euro. Die Banken stimmten zu, die Beziehungen allerdings waren nach dem Poker mehr als abgekühlt. Den 750 Mitarbeitern bei Erne und ELB Form (das Unternehmen zählt ebenfalls zur Erne Group) blieb ein Schock zu Weihnachten erspart.

Restrukturierung im Plan

Ein Jahr später hat sich die Situation in Schlins verbessert, die Restrukturierung ist allerdings noch nicht abgeschlossen. Den neuen Besitzern kam dabei auch die Wirtschaftslage zupass, wie der Aufsichtsratsvorsitzende der Erne Group, der ehemalige OMV-Boss und Staatssekretär Wolfgang Ruttensdorfer, im Gespräch mit den VN, bestätigte. „Die Ölindustrie hat wieder begonnen zu investieren und die Konjunktur ist weltweit gut. Die Auftragslage für das nächste Jahr ist um 60 Prozent höher als vor einem Jahr.“ Das seien aber nicht die einzigen Gründe, warum Erne 2017 einen operativen Gewinn schreiben wird: „Seit Mitte des Jahres haben wir ein sehr effizient arbeitendes Management, das im Betrieb an den Stellschrauben gedreht hat“, sagt Ruttensdorfer.  

Acht Millionen investiert

So wurde Im Zuge der Neuordnung das deutsche Werk Siekmann Fittings geschlossen, die Fertigungslinie aus Deutschland in Schlins aufgebaut. Damit wurden 25 neue Arbeitsplätze am Standort Schlins geschaffen. Acht Millionen Euro werden dafür heuer investiert. Für das nächste Jahr kündigt Zöchling, der die Haselsteiner Familien-Privatstiftung mit ins Erne-Boot geholt hat, weitere acht Millionen Euro Investitionen an. Man habe aber noch weitere Pläne: Der bisherige Hauptstandort mitten in Schlins soll mittelfristig aufgegeben werden, ausgebaut wird am Ortsrand, wo bereits jetzt der Großteil der Produktion angesiedelt ist und auch die neue Werkhalle steht. In Schlins wurden Betriebsabläufe gestrafft, der Einkauf genauso wie die Kundenbeziehungen auf neue Beine gestellt. In Nordamerika wird gerade eine Niederlassung aufgerüstet, im Nahen Osten sei man gut aufgestellt. Ruttensdorfer, als ehemaliger OMV-Chef in der Branche gut vernetzt, berichtet, dass die Marke Erne Fittings nach wie vor weltweit einen ausgezeichneten Ruf genieße. „Wir denken auch daran, bei Innovationen ganz vorne mitzuspielen“, so der Aufsichtsratsvorsitzende.

2018 soll im Zuge der Neustrukturierung außerdem die ebenfalls zur Erne Group zählende ELB Form in Vandans aus der Gruppe gelöst werden, kündigt Zöchling an. Auch dieses Unternehmen, das im Automotive-Bereich tätig ist und trotz innovativer Technologie seit Jahren rote Zahlen geschrieben hat, habe die Hausaufgaben gemacht. Um ganz rund zu laufen, wolle er ELB-Form enger an die Remus-Sebring-Group binden, die ebenfalls Zöchling und Haselsteiner gehören.

Aufsichtsrat und Miteigentümer Stephan Zöchling (l.) und Aufsichtsratsvorsitzender Wolfgang Ruttensdorfer setzen auf Fittings aus Schlins.Sca
Aufsichtsrat und Miteigentümer Stephan Zöchling (l.) und Aufsichtsratsvorsitzender Wolfgang Ruttensdorfer setzen auf Fittings aus Schlins.Sca

Erne Group/Fittings

Gegründet 1920

Eigentümer seit Oktober 2016 Haselsteiner Familien-Privatstiftung (54 %), Melina Holding (46 %, Stephan Zöchling)

Firmen Erne Fittings, ELB-Form

Mitarbeiter Vorarlberg (inkl. ELB-Form) 750

Umsatz Erne Fittings 2017 76 Mill. Euro (+6 Prozent)

Investitionen 2017 8 Mill. Euro, 2018 geplant 8 Mill. Euro (2016: 1 Mill. Euro)
Export 99 %