Bitcoin macht „Karriereschritt“

Markt / 11.12.2017 • 19:43 Uhr
Bitcoin macht „Karriereschritt“

Fulminantes Börsendebüt in Chicago. Unberechenbarkeit bleibt.

Chicago Die umstrittene Digitalwährung Bitcoin ist in eine neue Zeitrechnung gestartet – und legt weiter zu. Seit Sonntagnacht gibt es mit Bitcoin-Terminkontrakten – sogenannten Futures – das erste Mal ein Finanzprodukt, mit dem die Internetwährung auch an regulierten Börsen gehandelt werden kann. Investoren können damit auf steigende und fallende Bitcoin-Kurse setzen. Die Aufnahme des Handels war mit Spannung erwartet worden, da die Digitalwährung einen großen Schritt in die traditionelle Finanzwelt macht. Vor allem die Aussicht auf die Einführung von Futures hat der virtuellen Währung seit Jahresbeginn ein Kursplus von 1700 Prozent beschert.

Hinter Bitcoin stehen weder Regierungen noch Zentralbanken. Über den Preis entscheiden allein Angebot und Nachfrage. Notenbanker und Experten warnen deshalb vor der Unberechenbarkeit der Digitalwährung. „Bitcoin ist was für Spekulanten, aber keine Währung“, betont Österreichs Notenbank-Chef Ewald Nowotny. Dass nun Terminkontrakte gehandelt werden, sollte man nicht überschätzen. „Das sagt nichts über den inneren Wert aus – auch auf Schweinebauchhälften gibt es Futures.“

Bitcoin wurde von einer Person mit dem Pseudonym Satoshi Nakamoto im Jahr 2009 vorgestellt. Unter dem Eindruck der Finanzkrise sollte eine weltweit jederzeit verfügbare unabhängige Währung geschaffen werden. Ihr Herzstück ist die sogenannte Blockchain, in der alle Transaktionen fälschungssicher gespeichert werden. Fans der Cyber-Devise hoffen darauf, dass Bitcoin langfristig Gold den Rang als „Antikrisen-Währung“ streitig machen kann. In Japan ist Bitcoin bereits gesetzliches Zahlungsmittel.

Die Behörden sind aber bereits hellhörig: Ewald Nowotny plädiert für eine rasche Regulierung des bisher weitgehend freien Marktes für virtuelle Währungen. „Es wäre etwas eigenartig, hier quasi große Transaktionsvolumen völlig außer Acht zu lassen.“ Gefahren für die Gesamtwirtschaft gebe es durch den Bitcoin-Boom nicht, betont EZB-Ratsmitglied Benoit Coeure. Anleger brächten nur ihr eigenes Vermögen in Gefahr. „Die Preisentwicklung der Bitcoins erinnert an die großen Blasen der Wirtschaftsgeschichte, zum Beispiel an die Tulpenkrise“, sagt die „Wirtschaftsweise“ Isabel Schnabel. Aber: „Solange die Spekulationen mit Eigenkapital finanziert sind, verlieren die Investoren im Falle eines Crashs zwar viel Geld, die Ansteckungsgefahren dürften aber begrenzt sein.“