Hubert Rhomberg

Kommentar

Hubert Rhomberg

Krypto-Klima

Markt / 16.02.2018 • 22:24 Uhr

Wissen Sie, wo der tatsächliche Boom beim aktuellen Hype um die Kryptowährung Bitcoin stattfindet? Beim Energieverbrauch! Die Herstellung jeder einzelnen dieser Währungseinheiten, jede Transaktion im Bitcoin-Netzwerk kostet Strom. Und zwar sehr viel Strom: Die US-amerikanische Bank Morgan Stanley hat jüngst erhoben, dass die weltweit zur Produktion von Kryptowährungen – dem sogenannten Schürfen – eingesetzten Computer im laufenden Jahr aller Voraussicht nach ähnlich viel Strom verbrauchen werden wie ganz Argentinien. Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung sind etwas anderes.

Dabei hat das „digitale Gold“ durchaus das Potenzial, nicht nur Handel und Wirtschaft effizienter zu machen, sondern vor allem auch den Klimaschutz. Transaktionen mit Kryptowährungen sind durch Blockchain in Minutenschnelle erledigt, kosten praktisch nichts und sind unschlagbar sicher. Betrug ist damit praktisch unmöglich. Bis auf den Betrug an unserer Umwelt: Der Ökonom Alex de Vries hat berechnet, dass, wenn die aktuelle Entwicklung unverändert anhält, Bitcoin und Co. bereits in zwei Jahren so viel Strom benötigen werden wie der Rest der Welt zusammengenommen – Tendenz steigend! So kann es nicht weitergehen.

Was aber, wenn die „Coins“ nun nicht mehr mit Rechnerleistung und Stromverbrauch „geschürft“ werden würden, sondern vielmehr durch CO2-Reduktion und -Entnahme aus der Atmosphäre? Der Stromverbrenner würde sich zum Klimaschützer wandeln. Jeder könnte mitmachen und einfach durch „Bäume pflanzen“ schürfen. Ein zusätzlicher Pluspunkt: Wir könnten die aktuell völlig zahnlosen Emissionszertifikate endlich begraben. Denn der Emissionshandel ist dank der Wirtschaftskrise und der momentan unschlagbar günstigen Zertifikate faktisch gescheitert – westliche Umweltverschmutzer kaufen sich mit zusätzlichen Zertifikaten aus Entwicklungs- und Schwellenländern für läppische sieben Euro pro Tonne CO2 von jeglicher Verantwortung frei. Eine wirklich nachhaltige Kryptowährung würde diese Lücke zuverlässig, transparent und vor allem sicher füllen. Dann wäre die extreme Dynamik eingesetzt für die richtige Sache.

Ich nenne diese Art der Kryptowährung „Carbonium“. Vor zehn Tagen durfte ich den Vordenker in Sachen Klimaschutz, Al Gore, in unserer Region treffen und mit ihm darüber diskutieren. Auch er fand die Idee bestechend und verfolgenswert.

„Transaktionen mit Kryptowährungen sind durch Blockchain in Minutenschnelle erledigt, kosten praktisch nichts und sind unschlagbar sicher.“

Hubert Rhomberg

markt@vn.at

Hubert Rhomberg ist Baumeister und Geschäftsführer der Rhomberg Holding.