Schanghai, Paris, London

Markt / 01.03.2018 • 22:24 Uhr
Schanghai, Paris, London

Chinesischer Investor Fosun bastelt an europäischem Luxustextilkonzern.

Bregenz, Wien, Schanghai Die Modestädte Wien, Paris, London führt der Bregenzer Strumpf- und Lingeriehersteller Wolford im Firmenlogo und demonstriert damit Weltläufigkeit. In Zukunft kommt statt Wien (die Heimat der Noch-Aktionäre) wahrscheinlich Schanghai aufs Logo, denn dort residiert Fosun Industrial Holdings Limited. Das Unternehmen wird, vorausgesetzt, dass der Aktienerwerb auch kartellbehördlich genehmigt wird, neuer Eigentümer von Wolford.

Fosun will sich die 50,87 Prozent Anteile der Wolford-Hauptaktionäre WMP Familien-Privatstiftung, Sesam Privatstiftung und der Beteiligungsgesellschaft M. Erthal & Co. sichern. Für die 2,54 Millionen Aktien will der Investor 12,80 Euro je Aktie legen, das ergibt einen Kaufpreis von 32,6 Mill. Euro. Zur Stärkung der Finanzstruktur sei eine Kapitalerhöhung geplant, innerhalb derer Wolford dringend benötigtes neues Eigenkapital in Höhe von 22 Mill. Euro zufließen soll. Der chinesische Mischkonzern könnte sich für Wolford als Glücksfall erweisen. Denn die Asiaten bauen gerade an einem europäischen Premium-Textilkonzern. So kaufte Fosun erst vor knapp zwei Wochen das französische Luxusmodehaus Lanvin. Interessant ist, dass bei den Franzosen, die in den vergangenen Jahren ebenfalls und fast in gleicher Höhe wie Wolford Millionenverluste schrieben, wie in Bregenz Internet-Multimillionär Ralph Bartel Großaktionär war beziehungsweise ist. Bei Lanvin bleibt er als Aktionär ebenso an Bord wie bei Wolford, wo er weiterhin 28,2 Prozent der Anteile hält. Zum europäischen Textilportfolio von Fosun zählen außerdem die italienische Unterwäschefirma La Perla und Anteile am deutschen Modeunternehmen Tom Tailor.

Abwartend optimistisch

Wie und ob die Beteiligungen zu einer Gruppe zusammengefasst werden, ist derzeit Spekulation, doch Sinn würde es machen, wenn sich die Modeunternehmen Logistik, Verwaltung und Retail-Maßnahmen absprechen bzw. teilen, sind sich viele Branchenexperten einig. Die Reaktion auf das Übernahmeangebot ist bei den 637 Mitarbeitern am Standort Bregenz  „abwartend optimistisch“. Sie haben endlich Klarheit über die neuen Eigentumsverhältnisse, allerdings wissen sie noch nichts über die von Fosun geplante Geschäftsstrategie. VN-sca