Wer hat an der Uhr gedreht?

Wenn Uhren elektrischer Geräte falsch ticken, ist in der Regel das Stromnetz daran schuld.
Schwarzach Natürlich – man kann die Uhren an elektrischen Geräten wie Herd, Mikrowelle oder Radiowecker falsch einstellen. Meist stellen sich diese Uhren aber selbst ein und spielten in den vergangenen Tagen und Wochen damit ihren Besitzern oft einen üblen Streich. Sie gingen ohne menschliches Zutun bis zu sechs Minuten nach. Und das nicht nur in Vorarlberg, sondern in ganz Europa.
Kaputt sind die Zeitmesser nicht, an der Uhr gedreht hat auch niemand. Das bestätigt auf VN-Anfrage Andreas Neuhauser von den VKW. Allerdings verfügen die Uhren in Elektrogeräten meistens nicht über einen Taktgeber, der sie richtig ticken lässt. Sie haben keine eigenen Quarzwerke, erklärt Neuhauser, sie bekommen die Impulse, wann eine Sekunde um ist, direkt aus dem Stromnetz. Die Standardfrequenz beträgt 50 Hertz – also 50 Schwingungen pro Sekunde – im europäischen Stromnetz. In den letzten Wochen habe es Abweichungen gegeben, weil ein Energielieferant keinen Strom ins Netz speiste oder speisen konnte. Europa hatte deswegen zu wenig Energie und eine ganze Reihe von Konsumenten verpasste deswegen Termine, Bus und Bahn, ohne im Geringsten zu ahnen, was die Ursache für die falsch tickenden elektronischen Zeitmesser ist.
Wenn zu viel Energie verbraucht wird, geht die Frequenz zurück, die Uhren gehen langsamer, bis zu sechs Minuten. Das Problem hat der Verband der Übertragungsnetzbetreiber ENTSO-E, in dem die Netzgesellschaften untereinander den Strom austauschen, inzwischen erkannt, so Neuhauser, und regelt die Zeitmessung bzw. die Frequenz mittels Korrekturprogrammen. Ach ja: Das Ganze funktioniert selbstverständlich auch umgekehrt – dann gehen die händisch umgestellten Uhren vor. VN-sca