Herbe Kritik am Nulldefizit

Junge Wirtschaft Vorarlberg vermisst dabei die Generationengerechtigkeit.
Bregenz Österreich will ab 2019 wieder ein Nulldefizit im Bundeshaushalt erreichen. Für die Junge Wirtschaft Vorarlberg (JWV) ist das aber kein Grund zur Freude. In Wirklichkeit sei es unverantwortlich, sagt Vorsitzender Alexander Abbrederis. Vielmehr sollte man im Sinne der Generationengerechtigkeit ein finanzielles Polster schaffen. „Heute sprechen wir von einer positiven Stimmung bei den Unternehmern und einer guten Konjunktur. Aber diese Spitze wird nicht zehn Jahre lang anhalten. Wenn also nicht jetzt Geld zur Seite gelegt wird für schlechte Zeiten, frage ich mich, wie das funktionieren soll?“ Ein Unternehmen, das über längere Zeit mehr Geld ausgibt, als es einnimmt, verschwinde vom Markt, fordert Abbrederis, selbst Geschäftsführer des Verpackungsunternehmens pratopac, mehr Unternehmergeist von der Politik. Das bedeute auch, unangenehme Themen wie Bürokratie und Pensionen anzugehen.
Die Junge Wirtschaft vertritt in Vorarlberg rund 500 Jungunternehmer. Sie beschäftigt sich intensiv damit, wie Wirtschaft und Gesellschaft in Zukunft aussehen und welche Herausforderungen es zu bewältigen gibt. Der Wandel ist schließlich allgegenwärtig und neue Technologien werden vieles vollständig verändern. „Unternehmergeist ist das beste Instrument, um die Herausforderungen anzugehen“, sagt JWV-Geschäftsführer Peter Flatscher. Diesen bringt die Jungunternehmerorganisation deshalb auch in die Schulen. 560 Schüler bekamen im vergangenen Jahr einen Einblick in die Gründerszene. Zudem bräuchten bereits Kinder den richtigen Zugang zur Digitalisierung. Froh ist Flatscher auch, dass ab dem kommenden Jahr an der Fachhochschule der neue Studiengang „Informatik – Business Innovation“ startet. Hier soll vor allem die Webtechnologiekompetenz gestärkt werden.
Mehr Arbeitszeitflexibilisierung
„Tatsache ist, dass wir uns immer mehr zur Wissensgesellschaft entwickeln“, ist Verena Eugster, Vorstandsmitglied der Jungen Wirtschaft und Geschäftsführerin von w3 Marketing, überzeugt. Digitalisierung brauche aber völlig andere Rahmenbedingungen. „In der Kreativszene beispielsweise sind Arbeitszeiten von 8 bis 17.00 Uhr nicht zielführend. Da braucht es viel mehr Flexibilität“, so Eugster.
Flexibilität erfordert auch Themen wie Robotik, künstliche Intelligenz oder Automatisierung. „Damit müssen wir uns auseinandersetzen“, sagt Alexander Abbrederis und fordert mehr Diskussion ein. „Auch Themen wie bedingungsloses Grundeinkommen, Wertschöpfungsabgabe oder CO2-Steuer, denen wir zwar skeptisch gegenüberstehen, müssen diskutiert und das Für und Wider aufgezeigt werden. Das darf nicht einfach entschieden werden, sondern man muss auch die junge Generation einbinden, denn im Unterschied zur Politik erleben wir als Unternehmer tagtäglich, wo der Schuh drückt.“ VN-reh