„Wollen Prinzessin am Platz sein“

Was Palmers-Chef Marc Wieser mit der Traditionsmarke plant.
Dornbirn Hinter Marc Wieser und seinen Brüdern Tino und Luca liegen spannende wie auch anstrengende zweieinhalb Jahre. Im Dezember 2015 hatten sie gemeinsam mit einer Investorengruppe die Palmers Textil AG zur Gänze übernommen und damit den Wäschekonzern wieder in österreichische Hand gebracht. Marc Wieser sieht diese Zeit positiv. „Es waren erfolgreiche zwei Jahre. Es war ein Kennenlernen und ein Verstehen, aber auch eine massive Erledigung von Hausaufgaben. Es hat viel Spaß gemacht, aber es war auch sehr hart.“
Die Traditionswäschemarke wurde 1914 gegründet. Heute ist Palmers an 327 Standorten in 18 Ländern mit eigenen Filialen, Shop-in-Shop- und Franchiseflächen in ganz Europa vertreten. Auch im Dornbirner Messepark. Dieser Shop, der vor 31 Jahren eröffnet wurde, erhielt nun ein Lifting. Die neue Shopgestaltung orientiert sich dabei an Entwürfen alter Palmers-Geschäfte und der Jugendstil-Architektur. Der neue Flagship-Store im Messepark ist zugleich der erste, der in Österreich neu gestaltet wurde. Der Grund? Die Hommage an Vorarlberg und seine Tradition als Textilindustrieland. Zudem ist Dornbirn auch aufgrund der Lage im Dreiländereck ein wichtiger Standort. Dabei war das Projekt im Messepark architektonisch gar nicht so einfach. Es gibt zwei Eingänge und auf den 120 Quadratmetern mussten auch Lager- und Sozialräume untergebracht werden.
Expansion und Wachstum
Insgesamt sollen heuer mindestens 40 Geschäfte neu eröffnet oder umgebaut werden. Denn bei Palmers dreht sich aktuell alles um Expansion und Wachstum. Schon bei der Übernahme war der Tenor der drei Wieser-Brüder, Palmers soll zur internationalen Fashion-Marke werden. „In den vergangenen zwei Jahren haben wir uns stark auf die Expansion in Österreichs Nachbarstaaten konzentriert. Das haben wir erfolgreich abgeschlossen. Dornbirn ist nun der Testlauf für unsere Österreichstrategie“, sagt CEO Marc Wieser im VN-Gespräch. Denn die Investitionen sollen weiterlaufen. „Unsere Gewinne werden in Modernisierungen reinvestiert.“ Im Jahr zuvor, 2017, wurde bereits die Logistik komplett umgestellt. Heuer sollen Maßnahmen im Bereich Produktion gesetzt werden.
Eine Bestrebung der neuen Eigentümer ist auch, die Kollektionen wieder modischer und design-affiner zu machen. Wirklich sichtbar werden soll die neue Linie spätestens ab der Winterkollektion 2018. „Neben der Positionierung als Fashion-Marke wollen wir auch den Basic-Anteil ausbauen. Wir wollen die Prinzessin am Platz sein“, sagt Wieser. Dabei zieht auch der Online-Bereich bei Palmers an. „Ich sehe es als Symbiose. Unser Alleinstellungsmerkmal ist der stationäre Handel. Da setzen wir weiterhin stark drauf.“
Rückzug nach Schwerarbeit
Spätestens Anfang 2019 soll „die Schwerarbeit“, wie Wieser es nennt, abgeschlossen sein. Diese wollte er auch selber in die Hand nehmen. Dann will er die Geschäftsführung abgeben und in Frauenhand legen. Nicht aber die Beteiligung. Hierfür gebe es keine Pläne. Beim Umsatz rechnet Wieser nach 64,73 Millionen im Geschäftsjahr 2016/17 heuer flächenbereinigt mit einem Plus. Vieles sei aber abhängig vom Wetter oder politischen Entwicklungen. Kaum mehr Potenzial hat indes der Bekanntheitsgrad der Wäschemarke. Dieser liege in Österreich bereits bei fast 100 Prozent. Ob die lange Tradition dabei ein Vorteil ist? „Es war einmal, hilft uns nicht. Auch die Werte muss man modernisieren, sonst werden sie drückend. Hier wollen wir diejenigen sein, die vorlegen.“
„Unser Alleinstellungsmerkmal ist der stationäre Handel. Da setzen wir weiter stark drauf.“
Palmers Textil AG
Umsatz 2016/17 64,73 Mill. Euro
Ergebnis vor Steuern 555.000 Euro
Eigenkapitalquote 17 Prozent
Mitarbeiter 726, davon 420 in Österreich
Standorte 327 (eigene Filialen, Franchise- und Shop-in-Shop-Konzepte), davon 201 in Österreich