Am „Day after“ rauchten die Köpfe

Fragen nach Ikea-Aus in Lustenau. Was kommt stattdessen? Und: Wie wird man die Volksabstimmung los?
Lustenau „The Day after“ – so lautete der offizielle Titel der Pressekonferenz von Lustenaus Bürgermeister Kurt Fischer (54) einen Tag nach dem angekündigten Rückzug des Möbelkonzerns Ikea aus Lustenau.
„Wir wurden eiskalt erwischt von Ikea wegen der bereits angesetzten Volksabstimmung. Das gilt jedoch nicht in Hinblick auf eine alternative Nutzung des für Ikea vorgesehen Grundstücks“, ließ Fischer neben Ratlosigkeit auch Tatendrang im Umgang mit der Situation erkennen. Freilich räumte er ein, dass es durch den Rückzug von Ikea einen Rückschlag für den Handelsstandort Lustenau gebe und das 24.000 Quadratmeter große Grundstück eher anderweitig genutzt werde.
Man warte jetzt aber zuerst auf eine offizielle Stellungnahme des Unternehmens. Wenn die eintreffe, werde man sich auch gleich über die Modalitäten zur Auflösung des Vertrags unterhalten. An einen Tisch setzen wird sich der Gemeindechef am Freitag auch mit Vertretern der Bürgerinitiative. „Ursprünglich wollten wir die Modalitäten der Info-Veranstaltung im Vorfeld der Volksabstimmung besprechen. Jetzt wird es eine Lagebesprechung auf Grundlage der neuen Situation.“
Der gordische Knoten
Die Enttäuschung über das geplatzte Projekt ließ sich Fischer nicht anmerken. Kopfzerbrechen bereitet ihm aber eines: „Wir wollten ein Best Practice Beispiel für eine gelungene Volksabstimmung. Und jetzt hätten wir eine Farce, wenn sie stattfände. Dabei sind wir gesetzlich verpflichtet, sie abzuhalten. Obwohl sich die Situation komplett geändert hat“, bringt der Bürgermeister die missliche Situation auf den Punkt. Niemandem wolle er dafür die Schuld geben, die Umstände seien einfach so. „Das ist ein gordischer Knoten, den wir nicht lösen können.“ Die Volksabstimmung ist für 27. Mai anberaumt. Kein Kopfzerbrechen bereite ihm die künftige Verwendung des für Ikea vorgesehenen Grundstücks. „Wir sind in der angenehmen Situation, über einen wertvollen Boden zu verfügen. Für dessen Nutzung gilt es jetzt innovative, neue Möglichkeiten zu suchen. Ich kann mir aber nicht mehr vorstellen, dass diese auch den Handel miteinschließen“.
Wachstumsbremse
Fischer nützte die Bilanzpressekonferenz im Gemeindeamt, um auf das aus seiner Sicht größte Problem in der Gemeindeentwicklung hinzuweisen. Ein Problem, das für den Rückzug von Ikea mitverantwortlich war und auch die Bürgerinitiative zum Widerstand auf den Plan rief. „Dieses Problem ist der Verkehr. Immer wieder sagen mir Menschen, wie lebenswert Lustenau ist. Von den Arbeitsmöglichkeiten her, vom Freizeitangebot. Wenn da nur der Verkehr nicht wäre. Die Verkehrsproblematik wird bei uns zur Wachstumsbremse.“
Dass Lustenau gutes Entwicklungspotenzial besitzt, findet Raumplanungsexperte Beat Suter, dessen Firma Metron die Gemeinde Lustenau berät. „Die Gemeinde hat viel Grund in ihrem Besitz und besitzt daher hervorragende Grundlagen für die Entwicklung von Betriebsgebieten.“ Für den Handel scheint in der Marktgemeinde bei diesen Entwicklungen allerdings kein Platz mehr zu sein. VN-HK
„Die Volksabstimmung ist ein gordischer Knoten, den wir nicht lösen können.“