Von vielen Vätern

Warum 2017 trotz Regulatorikflut eines der erfolgreichsten Jahre für Raiffeisen war.
Bregenz Friedrich Wilhelm Raiffeisen hätte wohl seine Freude. Zu seinem 200. Geburtstag präsentiert die Vorarlberger Raiffeisenbankengruppe mit der Raiffeisenlandesbank und 20 Raiffeisenbanken eines der erfolgreichsten Geschäftsjahre überhaupt. Steigerungen bei Spareinlagen, Bilanzsumme und Eigenmittel, so die Kurzversion zum vergangenen Jahr. „Das erfüllt uns mit Stolz“, so Vorstandsvorsitzender Wilfried Hopfner. Für die Raiffeisenlandesbank kann Vorstand Jürgen Kessler sogar vom – bereinigt um Sondereffekte – besten Geschäftsjahr aller Zeiten sprechen.
Insgesamt wurden 2017 neue Kredite in Höhe von 1,1 Milliarden Euro an Private und Unternehmen vergeben. Die Kundeneinlagen stiegen auf über acht Milliarden Euro, die Gesamtkapitalquote auf 17,9 Prozent, das verwaltete Kundenvermögen auf 11,4 Milliarden Euro, die Bilanzsumme auf 12,14 Milliarden Euro. Am Ende steht ein Ergebnis nach Risiko von 74,5 Millionen Euro sowie ein Betriebsergebnis von 61,6 Millionen Euro. Ein kleines Minus in der Bilanz weisen nur die Kundenwertpapiere auf. „Die Kunden sind weiterhin sicherheitsorientiert“, sagt Hopfner. Wobei die Tendenz langsam wieder in Richtung Renditebewusstsein gehe.
Neukunden, niedrige Riskokosten
Alles in allem hat der Erfolg viele Väter. 5560 Kunden kamen im vergangenen Jahr neu zu Raiffeisen hinzu, es wurde bei den Kosten gespart und es gab historisch niedrige Risikokosten. Was das bedeutet? Risikovorsorgen werden gebildet, um Kreditausfälle abzudecken. Die sehr gute Konjunkturlage, die hohe Beschäftigungsquote und die niedrigen Zinsen tragen aber dazu bei, dass die Zahlungsnot der Kunden minimiert wird. Somit mussten bei den Raiffeisenbanken 2017 keine Risikovorsorgen für „notleidende Kredite“ gebildet werden. Vielmehr konnten Risikovorsorgen der vergangenen Jahre aufgelöst werden. Das schlägt sich im Ergebnis nieder. „Eine erfreuliche Situation“, sagt Risikovorstand Michael Alge. In Sachen Kreditrisiken sei es die beste Phase, die er je erlebt habe. „Besser wird’s nicht.“
Gar nicht euphorisch ist Alge hingegen, wenn es um die Regulatorik geht. Es sei wie eine Monsterwelle, die einen zu überschwemmen droht. Allein in den vergangenen fünf Jahren sei die Bank mit 14.000 Seiten an Regulatorik konfrontiert worden. „Das darf nicht die Zukunft sein. Es braucht eine regulatorische Pause.“
Und wie geht es weiter? Wilfried Hopfner übt sich im Tiefstapeln. Die sehr gute Konjunktur könnte dazu führen, dass die EZB ihre ultralockere Geldpolitik beendet. Die Ankündigung möglicher Zinsschritte könnte dann im Herbst folgen. Insgesamt sei also die Zinssituation und auch die Entwicklung der notleidenden Kredite nicht absehbar. Hopfner geht deshalb fürs Erste von Rückgängen beim Betriebsergebnis sowie beim EGT aus. Er sei aber insgesamt optimistisch, dass am Ende wieder ein positives Ergebnis steht. Optimistischer Realismus, das hätte wohl auch Friedrich Wilhelm Raiffeisen gefallen. Vn-reh