Krusten-Sepp und Ländle-Pellets

Markt / 04.05.2018 • 22:16 Uhr
Dass die Fusion dreier Mühlenbetriebe funktioniert, liege auch an der guten Zusammenarbeit der handelnden Personen, so Franz Rhomberg.VN/HB

Dass die Fusion dreier Mühlenbetriebe funktioniert, liege auch an der guten Zusammenarbeit der handelnden Personen, so Franz Rhomberg.VN/HB

Vorarlberger Mühlen feiern: Neue Brotsorte Krusten-Sepp zum 25. Geburtstag.

Feldkirch, Dornbirn „Unser tägliches Brot“ war Anfang der 1990er-Jahre in Gefahr. Die von der Politik vorgeschriebene Nachkriegsordnung im Mühlengewerbe wurde obsolet. Das Mühlengesetz, das durch möglichst viele kleine Mühlenunternehmen eine möglichst breite Nahrungsmittelversorgung gewährleisten sollte, wurde abgeschafft und hatte schwerwiegende Folgen: Viele kleine Mühlen mussten den Betrieb einstellen, die großen überregionalen Mitbewerber gewannen aufgrund der zunehmenden Konzentration im Handel Marktanteile. Eine Entwicklung, die sich durch den EU-Beitritt für die Müller, die bis heute im heftigen Konkurrenzwind stehen, nochmals verschärfte, denn im Einzelhandel greifen die Konsumenten vermehrt zu den Eigenmarken der Händler. Auch der Großhandel leidet, weil es immer weniger handwerkliche Bäcker gibt.

Erfolgsfaktor Fusion

Drei alteingesessene Vorarlberger Mühlenbetriebe sannen auf einen Ausweg, einen Befreiungsschlag in fast aussichtsloser Situation – und können heuer ihr 25-jähriges Jubiläum feiern. Die Verbandsmühle in Feldkirch, die Lustenauer Hagen Mühle und die Rhomberg Mühle machten aus der Not eine Tugend und schlossen sich 1993 zur Vorarlberger Mühlen und Mischfutterwerke GmbH zusammen. „Eine solche Fusion war damals in ganz Österreich einzigartig“, erzählt Franz Rhomberg. Verbunden war die Fusion mit einer Reihe strategischer Maßnahmen, die offensichtlich gegriffen haben. „Wir haben unsere Mehle anwenderbezogen benannt“, also statt der Bezeichnungen „glatt“ oder „griffig“ den Anwendungsbereich eingeführt, z. B. Spätzlemehl oder Zopfmehl. Pionier waren die Vorarlberger auch bei Brotbackmischungen, „da sind wir heute Marktführer in Österreich“. Die Bereiche Mischfutterwerk und Pellets und Mühle werden von Bernd Hagen und Franz Rhomberg geleitet, in der Geschäftsleitung ist außerdem Gert Fenkart vertreten. Für den wirtschaftlichen Erfolg sei auch wichtig, dass sich die handelnden Personen verstehen, betont Rhomberg im VN-Gespräch.

Investition und Innovation

Zum 25. Geburtstag investieren die Vorarlberger Mühlen in die Zukunft und haben ein ambitioniertes Investitionsprogramm in der Mühle Feldkirch begonnen. Die Anlagensteuerung der gesamten Mühle bzw. des Werks wird automatisiert. Das soll die automatische Rückverfolgung von Produkten innerhalb kürzester Zeit garantieren. „Damit können wir bei jedem unserer Mehl- oder Backmischungsprodukte auf Knopfdruck nachweisen, von welchem Lieferanten die Bestandteile stammen. Das ist hinsichtlich der Lebensmittelsicherheit sehr wichtig“, so Rhomberg. Die dafür notwendige Investition beläuft sich auf mehr als 450.000 Euro. Zudem ist bei der Mühle eine grundlegende Modernisierung der bis zu 30 Jahre alten Anlagen geplant.

Neben den Investitionen setzen die Vorarlberger Mühlen auf Produktinnovation. Heute, Samstag, wird anlässlich der Jubiläumsfeier in der Feldkircher Bäckerei Schertler das in Zusammenarbeit mit der Pano AG entwickelte Dinkelruchbrot namens Krusten-Sepp präsentiert, das dann bei Vorarlbergs Bäckern erhältlich sein wird, so Rhomberg. VN-sca

Vbg. Mühlen Fakten

Gegründet 1993

Gesellschafter HM Holding GmbH (Anteil: 16 Prozent), Raiffeisenlandesbank Vorarlberg Waren- und Revisionsverband (65 Prozent) Franz Rhomberg (19 Prozent)

Umsatz 2016/17 18 Millionen Euro

Verkaufte Mengen (Mehl, Futtermittel, Pellets) 62.000 Tonnen