Brexit rückt auch für Vorarlberger Firmen näher: Eine Tragödie wie von Shakespeare

Zumtobel-Firma Thorn in England: Brexitpläne in der Firma sind gemacht, doch es gibt zahlreiche Details im neuen Verhältnis zum Vereinigten Königreich.FA Thorn
34 Tage vor dem Brexit herrscht in der Vorarlberger Wirtschaft Unsicherheit: Infoveranstaltung von Zoll und Wirtschaftskammer
Dornbirn “Deal or no deal”, das sei die Frage, suchte Wolfgang Hämmerle, Fachvorstand des Zollamtes Feldkirch-Wolfurt” einen dramatischen Einstieg zur Infoveranstaltung “Next Stop Brexit”, die am Freitag im Dornbirner WIFI stattfand, 35 Tage vor dem Tag Null, dem 29. März 2019. Er habe sich an eine Shakespeare-Tragödie angelehnt, so Hämmerle, weil auch das was sich jetzt abspiele, ganz nah an der Tragödie sei, wie er den rund 100 Unternehmern, Sachbearbeitern, Exportreferenten und Personalverantwortlichen erklärte. Was er nicht bieten könne sei einen Leitfaden mit dem künftigen Drittland Großbritannien.
Ganz konkreter Tipp
Dem konnten sich Lisa Rilasciati, in der Wirtschaftskammer Österreich Expertin für den Brexit, und die Leiterin des Außenhandels in der Wirtschaftskammer Vorarlberg, Christina Marent, nur anschließen. Und das obwohl man den Termin so kurz wie möglich zum Austrittstag gelegt hat. “Wir wollten bei der Veranstaltung bereits konkrete Empfehlungen geben”, so Marent. Doch: Einen ganz konkreten Tipp gibt Rilasciati: “Machen Sie nichts rund um das Zeitfenster 29. März. Keine Geschäftsreisen, keine Lieferungen oder Montagen”. Niemand könne gesichert irgendetwas über die Situation zum Austrittsdatum sagen.
Es gäbe genug Fragen, die zu beantworten wären, würde in London endlich Klartext zum Brexit gesprochen. Auch wenn Großbritannien nicht der wichtigste Handelspartner Österreichs ist, die durch Exporte von Waren und Dienstleistungen ins Vereinigte Königreich induzierte Wertschöpfung beträgt in Vorarlberg etwa 280 Millionen Euro oder 1,6 Prozent des Regionalprodukts, insgesamt hängen rund 2800 Arbeitsplätze in Vorarlberg direkt und indirekt vom Handel mit dem Vereinigten Königreich ab. Nicht zu vergessen: Österreichs Haupthandelspartner ist Deutschland, und den trifft der Brexit wesentlich härter. Weil Österreichs Wirtschaft aber z. B. besonders stark als Zulieferer der Automotiv-Industrie ist, werde es, so die Brexit-Fachfrau Rilasciati, trifft es auch die österreichische Wirtschaft über Umwege.
Die Unternehmen selbst wollen antworten, sich aber nicht unbedingt in die Karten schauen lassen, was ihre Vorbreitungen auf das betrifft, was derzeit keiner abschätzen kann. EU-Beamte und Politiker zitieren gerne den Schriftsteller und Rechtsgelehrten Benjamin Disraeli (1804-1881), um die Unsicherheit wenigstens zu benennen: “Hoff auf das Beste und bereite dich auf das Schlimmste vor.”
Seriös kann man nichts zum Brexit sagen. Er spielt aber in viele Bereiche: Mitarbeiter, Steuern… Österreichische Firmen haben sich aber bisher noch nicht zurückgezogen aus UK. Lisa Rilasciati, Brexit-Expertin, WKÖ
Vorarlberger Firmen sind es gewöhnt mit einem Drittland Handel zu treiben. Deshalb glaube ich, dass sie mit der Situation gut zurecht kommen werden . Wolfgang Hämmerle, Fachvorstand Zollamt Feldkirch Wolfurt