Zweifel an der Ölpreis-Rallye

Wien Der Ölpreis hat ein starkes erstes Halbjahr hinter sich: die Bereitschaft wichtiger Notenbanken, durch eine Lockerung der Geldpolitik der Konjunktur unter die Arme zu greifen, hat ebenso dazu beigetragen wie die geopolitischen Spannungen in der Straße von Hormus. Dazu kam noch mit „Barry“ der 1. Tropensturm des heurigen Jahres, der vorübergehend einen Teil der Förderkapazität im Golf von Mexiko lahmlegte. Wie nachhaltig all diese Faktoren allerdings sind, darüber bestehen doch Zweifel. Die OPEC hat bei ihrem Treffen Anfang Juli eine Beibehaltung der Förderkürzungen bis Ende März 2020 beschlossen. Das hat viele Beobachter überrascht, weil man eine Verlängerung nur bis Jahresende erwartet hatte. Offenbar geht die OPEC nicht davon aus, dass sich die Öl-Nachfrage so schnell erholt. Zu den großen Unbekannten gehört zweifelsohne die weitere Entwicklung im Handelskonflikt zwischen den USA und China. Wenn hier weiterhin keine Einigung zustande kommt, würde das sicher zusätzlich dämpfend auf die weltweite Konjunktur und damit auf die Öl-Nachfrage wirken. Gleichzeitig steigt die Ölproduktion in den USA, namentlich aus den Schiefer-Vorkommen, weiter an. In Summe scheint die Gemengelage eher dafür zu sprechen, dass die Dynamik im Ölpreis mittelfristig schwer zu halten sein wird.
monika.rosen@unicreditgroup.at,
Mag. Monika Rosen,
Chefanalystin, Unicredit Bank Austria Premium Banking, @Monika_Rosen