Nach nur einem Jahr: Rentschler Fill Solutions sperrt zu

Schon im Sommer baute Biotechfirma Mitarbeiter ab, jetzt wurde der Betrieb eingestellt.
Rankweil, Laupheim Es war eine Sternstunde für die Vorarlberger Betriebsansiedler, jetzt schaut es danach aus, als ob die Ansiedlung der Firma Rentscher Fill Solutions in Rankweil zum Desaster wird. Am Donnerstag wurden vom Anwalt der Firma, Lukas Pfefferkorn, die verbliebenen Mitarbeiter nach Hause geschickt, manche der geschockten Mitarbeiter sprechen sogar von einem „Betretungsverbot“. Die Firma gibt es unter dem bisherigen Namen schon jetzt nicht mehr, sie firmiert unter Impletio Wirkstoffabfüllung mit Sitz in Dornbirn, Messestraße 11. Als Eigentümer scheinen die Regös AG (Anteil: 88,1429 Prozent, im Eigentum von Nikolaus und Friedrich Rentschler) Michaela Christine Adelberger (Anteil: 9 Prozent) sowie Nikolaus Rentschler 2,8571 Prozent) auf. Postadresse ist aber die Adresse von Rentschler, nämlich Rankweil, Römergrund 6. Geführt wird dieses Unternehmen seit 21. November 2019 von Rentschler-Laupheim-Manager Manfred Fraaß.
30 Millionen investiert
Bei der Eröffnung im November 2018 sah die Welt noch rosig aus für den Biopharma-Hersteller. Eigentümer und Politiker verwiesen darauf, dass das Werk zur Abfüllung von Biopharmazeutika weltweit zu den modernsten zählt. Für die zu erwartenden guten Geschäfte wurde auch das Nachbargrundstück für die Erweiterung gesichert. Die Poltik freute sich über einen neuen Wirtschaftszweig, der neben Elektro-, Metall-, Lebensmittel und Textilindustrie für eine breitere Aufstellung des Standorts sorgen werde, inklusive Anziehungskraft für weitere Pharmaziebetriebe. Immerhin hat die Besitzerfamilie, die in Laupheim (Kreis Biberach, BW) die Rentschler Biopharm SE betreibt, über 30 Millionen Euro in Rankweil investiert, 60 Mitarbeiter waren die Startmannschaft, in Aussicht gestellt wurde damals die Verdoppelung der Mitarbeiterzahl.
Dazu kommt es zumindest vorläufig nicht. Nachdem bereits im Sommer rund 20 Mitarbeiter abgebaut wurden (die VN berichteten) und ein neuer Vorstand installiert wurde, sind nun auch die restlichen Mitarbeiter freigestellt. Die Firma Rentschler Biopharm SE habe die Zusammenarbeit mit Rentschler Fill Solutions eingestellt, heißt es aus Laupheim mit dem Hinweis, dass die beiden Firmen überhaupt nichts miteinander zu tun haben. Weitere Informationen sind deshalb in Laupheim nicht zu erfahren. Insider sprechen davon, dass der Medikamenteabfüller Qualitätsprobleme bis heute nicht in den Griff bekommen habe, obowohl Rentschler Fill Solutions im August von der österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) die unbefristete pharmazeutische Herstellungserlaubnis für den europäischen Markt erteilt wurde.
Management auf Tauchstation
Konkrete Aussagen der Verantwortlichen gibt es nicht, denn sowohl Geschäftsführung als auch Wirtschaftsanwalt Lukas Pfefferkorn gingen am Freitag auf Tauchstation und ließen Anrufe sowie E-Mails unbeantwortet. Die Telefonvermittlung von Rentschler Rankweil erklärte, sie nehme Anrufe für die Firma extern entgegen, wisse nicht, was sich in der Firma tut. Das Management war eventuell damit beschäftigt, nach der Betriebsversammlung alle Firmenschilder am Gebäude in Rankweil zu entfernen und die Homepage offline zu schalten.
Ob die „Stilllegung des Unternehmens“, wie es ein Mitarbeiter gegenüber den VN nannte, nur temporär ist oder in eine Insolvenz mündet, bleibt vorerst unbeantwortet. Sicher ist, dass sich das die Investoren und Mitarbeiter anders vorgestellt haben.
Rentschler Facts
Rentschler Fill Solutions GmbH, Impletio Wirkstoffabfüllung
Gegründet 2015
Geschäftsführer Manfred Fraaß
Eigentümer Fam. Rentschler
Mitarbeiter Februar 2019 60, August 2019, 40 (Prognose bei der Eröffnung: 100 bis 2020 ) Investition 30 Mill. Euro
Gesamtkapazität 3,5 Millionen Vials (Injektionsfläschchen)
Produktion flexible und skalierbare Abfüllungen von Medikamenten