Desinfektionsmittelproduktion macht Lebensmittelverpackungen rar

Ethanol und Isopropanol sind nicht nur wichtig für Desinfektionsmittel – und fehlen nun an kritischer Stelle.
Die Nachfrage nach Desinfektionsmittel ist ungebrochen. Deren Hautpbestandteil Ethanol oder Isopropanol, beides Alkohole, sind jedoch als Lösungsmittel auch in der Industrie stark gefragt. Einsatzmöglichkeiten sind als Entschäumungsmittel und überall, wo Drucktechniken und Lacke in Verwendung sind.
Mit Sorge blickt man bei Scheyer Verpackungen auf die aktuelle Situation. “Es ist richtig, dass es seit zirka 14 Tagen einen Versorgungsengpass bei Ethanol für die Industrie gibt”, bestätigt Jürgen Wiesenegger von Scheyer Verpackungstechnik. Ihre Drucktechnik hänge stark von hochreinem 99-prozentigem Ethanol als Lösemittel ab, die Versorgungslage sei kritisch. Scheyer stellt ausschließlich Lebensmittelverpackungen her, diese müssen mit den gesetzlich vorgeschriebenen Informationen bezüglich Allergene und Inhaltsstoffe bedruckt werden. Und ohne Ethanol sei dies nicht möglich.
Ohne Verpackungen keine Lebensmittelindustrie
“Wenn wir kein Ethanol bekommen, steht die Produktion nächste Woche und kurz danach die Lebensmittelproduktion in vielen Betrieben”, warnt Wiesenegger. Denn beinahe die gesamte Vorarlberger und weite Teile der österreichischen Lebensmittelproduktion beziehe von Scheyer. Deswegen suchte er bereits Kontakt zur Landes- und Bundesregierung.
“Wenn wir kein Ethanol bekommen, steht die Produktion nächste Woche und kurz danach die Lebensmittelproduktion”
Jürgen Wiesenegger, Scheyer
Weniger stark betroffen ist davon Rattpack in Wolfurt. Hier benötigt man im Offsetbereich Isopropylalkohol und Ethanol bei den flexiblen Verpackungen. “Bei beiden Stoffen ist es so, dass wir noch gut beliefert werden, Mehrmengen auf Lager zu bestellen ist jedoch nicht möglich”, erklärt Geschäftsführer Stephan Ratt. Gleichzeitig würden die Preise auf dem Weltmarkt steigen, dies könne Ratt mit seinem moralischen Verständnis nicht in Einklang bringen.
Verpackungsindustrie systemrelevant
Nachdem die Aussichten für die nächsten Wochen keine Besserung versprechen, wurden die betroffenen Verpackungsunternehmen sowohl über den Fachverband Vpack wie auch persönlich bei Land und Bund aktiv. Denn die Verpackungsindustrie sei gerade aufgrund ihrer Rolle in der Produktion haltbarer Lebensmittel systemrelevant. “Wir hoffen auf eine Lösung, es wird aber eine harte Zeit werden”, räumt Ratt trotz den Gesprächen mit dem Wirtschaftsministeriumsein.
“Wir haben kurzfristig reagiert und die Lager gefüllt”, sieht sich Rene Bartenbach (41) von Bartenbach Werbe- und Straßentechnik in Bludenz gut vorbereitet auf die nächste Zeit. Die Bestände würden für die nächsten sechs bis sieben Wochen ausreichen. Bartenbach will Lieferengpässe nicht ausschließen, jedoch eher wegen Ausfällen in der Lieferkette als in der Produktion an sich.