Immobilienbranche im Notbetrieb

Verunsicherte Kunden lassen Geschäft einbrechen – Hoffnung auf die Zeit nach Corona.
Schwarzach Wer schon vor Corona auf digitale Hilfsmittel gesetzt hat, ist jetzt in der Vorarlberger Immobilienbranche zumindest ein klein wenig im Vorteil. Denn Haus- und Wohnungsbesichtigungen gibt es derzeit allenfalls auf dem Computerbildschirm auf Fotos, Filmen oder 360-Grad-Ansichten. Ansonsten geht fast nichts, wie Günther Ammann, Sprecher der Branche und Chef von Panorama Wohnbau in Feldkirch, im Gespräch mit den VN berichtet. „Ich habe mit Kollegen telefoniert und es ist überall das gleiche Bild. Unsere Geschäftstätigkeit hat sich zwischen 50 und 80 Prozent reduziert.“ Kaum noch Anfragen, ganz wenig Termine. „Die Leute haben Angst, sie warten ab, wie es weitergeht“, so Ammann.
Kunden warten ab
Eine Beobachtung, die auch der Bregenzer Immobilienmakler Andreas Karg macht. Die Menschen machen sich Gedanken über ihre Gesundheit und über ihre Arbeit, da kaufe man keine Wohnung. Auch eine Mietwohnung suchen derzeit wenige Vorarlberger. Dennoch habe er, der auch Gutachter ist, regelmäßig zu tun. Es gibt nämlich doch eine Handvoll Menschen, die jetzt entweder über den Verkauf oder den Kauf von Anlegerwohnungen und anderen Immobilien nachdenken, berichtet er. Auch Firmen, die schon vor Corona expandieren wollten, sind weiterhin auf der Suche nach der richtigen Immobilie.
Diese Erfahrungen hat auch Reinhard Götze von Remax Vorarlberg gemacht. Beim Lauteracher Immobilienunternehmen sind die die Verkäufe im März um rund zwei Drittel gegenüber dem Februar zurückgegangen. Dennoch sind die Mitarbeiter alle im Dienst, sagt Götze im Gespräch mit den VN. Man halte Kontakt zu den Kunden, betreue sie bei Wünschen und Problemen, soweit das möglich sei. Wie Karg bietet auch Remax ausführliche Exposes und virtuelle Besichtigungen via Internet an. „Wir fallen nicht in Schockstarre, dafür habe ich schon genug erlebt“, sagt Götze. Allerdings glaubt er, dass das Geschäft auch nach Aufhebung aller Einschränkungen nur langsam wieder anlaufe: „Wir können froh sein, wenn der Betrieb im vierten Quartal wieder normal läuft.“
Perspektiven gefordert
Auf die Preise am Markt habe das vorderhand keinen Einfluss, glauben die Makler. Doch keiner will sich darauf festlegen, Götze glaubt überhaupt, dass der überhitzte Markt einen Dämpfer bekomme, doch nicht nur der, „wenn das vorbei ist, wird es eine Zäsur geben“. Karg fordert steuerliche Anreize bei Immobilienfinanzierungen, um den Markt wieder anzukurbeln, auch Abschreibungen könnten käuferfreundlicher gestaltet werden. Ammann wünscht sich Perspektiven von der Politik. „Wir sollten genauer erfahren, in welche Richtung es gehen könnte.“ Projektentwickler und Vermieter Hermann Metzler hat inzwischen seine vielen gewerblichen Mieter darüber informiert, dass man nach dem Ende der Corona-Maßnahmen zusammen gangbare Lösungen bei Problemen finden werde. VN-sca

Unsere Branche braucht eine Perspektive, jetzt braucht es eine Kehrtwendung, damit man wieder planen kann. Seit 16. März ist die Geschäftstätigkeit um 50 bis 80 Prozent zurückgegangen. Günther Ammann, Panorama Wohnbau

Die Menschen sind verunsichert, deshalb warten viele Kunden ab, was noch passiert. Es wird sicher mehr Angebot z. B. an Anlegerwohnungen geben, die wieder verkauft werden. Andreas Karg, Immobilienmakler

Durch den Einbruch am Immobilienmarkt ist die Spitze des überhitzten Marktes gebrochen, das gibt Auswüchsen sicher einen Dämpfer. Aber es gibt auch jetzt Menschen, die Immobilien kaufen. Reinhard Götze, Remax Vorarlberg

Die Richtung der Maßnahmen ist sicher richtig und postiv. Wir haben gerade unseren vielen gewerblichen Mietern versichert, dass wir mit ihnen zusammen die Situation meistern werden. Hermann Metzler, ZM3