Messe Dornbirn: Absagen kosten 40 Prozent des Jahresumsatzes

Messe verlor Geschäftsgrundlage, Planung für Zeit nach der Krise.
Dornbirn Sabine Tichy-Treimel, Geschäftsführerin der Dornbirner Messe, hat sich dieses Jahr anders vorgestellt. Die von ihr geführte Messe-Mannschaft hat ihre Hausaufgaben gemacht, die wichtigen Messen im ersten Halbjahr 2020 waren auf Schiene, doch nur die Baumesse com:bau konnte „gerade noch“ durchgeführt werden. Der Start ins neue Jahr war mit verschiedenen Großveranstaltungen aber noch im Plan. Doch das Highlight des ersten Halbjahres, die Schau! fand schon nicht mehr statt. Wie man in der Messegesellschaft jetzt plant und mit der derezeitigen Situation umgeht, da niemand weiß, wie lange der Lockdown noch anhält, erklärt sie im Gespräch mit den VN.
Frau Tichy Treimel, was bedeutet die Corona-Pandemie für die Dornbirner Messe?
Tichy-Treimel Für Messen bedeuten die Maßnahmen, dass die komplette Geschäftsgrundlage fehlt. Das Messegeschäft lebt vom persönlichen Kontakt zwischen Aussteller und Kunden. Damit fehlt uns und unseren Ausstellern das Geschäft. Das sind für die drei abgesagten Messen Schau!, Tech Con und Art Bodensee insgesamt rund 600 Unternehmen unterschiedlichster Branchen aus der Region und über die Grenze hinaus.
Kann man den Schaden beziffern, ist er abgedeckt?
Tichy-Treimel In Dornbirn werden wir neben den drei eigenen Messen auch einige sehr große Veranstaltungen absagen müssen, das summiert sich im ersten Haljahr auf einen Verlust von rund 3,6 Millionen Euro für die Messegesellschaft. Rechnet man die Aussteller dazu und Branchen, die auf und für die Messe tätig sind, ist der Schaden noch bedeutend höher. Im Messegeschäft rechnet man da mit dem Faktor zehn, er liegt als bei rund 36 Millionen Euro. Abgedeckt ist der Schaden nicht, auch nicht durch die verschiedenen Verordnungen, die es inzwischen gibt.
Sie sind ja auch Präsidentin des Verbandes Messen Austria, ist das in ganz Österreich so?
Tichy-Treimel Österreichweit müssen insgesamt 40 Messen sowie über 400 Gastveranstaltungen abgesagt werden. Das bedeutet für die Messewirtschaft ein Umsatzminus aus dem ersten Halbjahr von 30 bis 40 Prozent pro Standort, das größtenteils in der zweiten Jahreshälfte nicht mehr aufgeholt werden kann. Gesamt erwirtschaften die österreichischen Messen in normalen Zeiten einen Jahresumsatz von rund 150 Millionen Euro. Die Bruttowertschöpfung der Messen Austria-Mitglieder liegt bei rund 1,5 Mrd. Euro.
Wie realistisch ist es, für die zweite Jahreshälfte zu planen?
Tichy-Treimel Das Messeteam in Dornbirn ist derzeit mit 34 Mitarbeitern bereits in Kurzarbeit, es wird aber trotz der Unsicherheiten alsbald mit den Vorbereitungen der Herbstmesse im September sowie für die Gustav im Oktober und für die Hochzeitsmesse „Ach Du Liebe Zeit“ im November sowie sämtlicher Gastveranstaltungen wieder begonnen. So eine Messe hat in der Regel eine Vorbereitungszeit von rund einem Jahr, es bleibt uns gar nichts andereres übrig, als nun für den Herbst zu planen.
Was bedeuten Messeabsagen für die Aussteller?
Tichy-Treimel Unsere Aussteller sind hauptsächlich österreichische KMU-Betriebe, die auf den Messen ihre Absätze für das kommende Jahr sichern, sie versuchen jetzt auf anderen Kanälen die Kunden zu erreichen. Doch der persönliche Kontakt bleibt wichtig. Messen sind deshalb nach der Krise wichtige Konjunkturpartner.