Coronakrise statt Reiselust: Heimische Busunternehmen stehen still

Markt / 01.05.2020 • 08:00 Uhr
Coronakrise statt Reiselust: Heimische Busunternehmen stehen still
Die Reisebusse von Hehle wären normalerweise europaweit mit Gästen unterwegs. Nun sind die Nummernschilder abmontiert. HEHLE

100-Prozent-Ausfall: Die Branche hofft auf einen Fahrplan der Regierung.

Lochau Mit dem Bus an einen italienischen See oder zum Zitronenfest nach Südfrankreich? Das würden sich derzeit viele wünschen, ist aber aufgrund der Coronabeschränkungen unmöglich. „Viele Busse stehen komplett still. Unser Ausfall liegt bei 100 Prozent“, macht Elke Bereuter-Hehle, Geschäftsführerin von Hehle Reisen und Sprecherin der Vorarlberger Autobusunternehmen, auf die fatale Situation der Branche aufmerksam.

Elke Bereuter-Hehle kämpft für ihre Branche. <span class="copyright">hehle</span>
Elke Bereuter-Hehle kämpft für ihre Branche. hehle

48 Busunternehmen gibt es in Vorarlberg, hauptsächlich kleine, familiengeführte Betriebe. Bei Hehle sind es fünf Busse, die derzeit ohne Nummernschild auf dem Parkplatz stehen.

Ausschließlich Stornierungen

Die Planung, welche Busreisen wann und wohin stattfinden, geschieht traditionell im Vorjahr. Genauso die Bewerbung. Seit 1. März gebe es aber ausschließlich Stornierungen. Auch bereits für Reisen im Herbst, sagt Bereuter-Hehle. Von Privaten, Vereinen, Schulklassen oder Firmen. „Das heißt, wir müssen alle bereits geleisteten Anzahlungen zurückzahlen und haben damit keinen Cent verdient.“ Auch eine Bearbeitungsgebühr dürfe man nicht verlangen, auch wenn bereits Vorleistungen für die Kunden getroffen wurden, verdeutlicht die Unternehmerin.

Zwar gebe es verschiedene Hilfsmaßnahmen seitens des Bundes. Allerdings, so Bereuter-Hehle, sei die Branche ohnehin kapitalintensiv, dass neue Kredite zwar eine aufschiebende Wirkung hätten, sie aber dennoch zurückbezahlt werden müssen. „Wir haben bereits Kredite. Ein Bus kostet zwischen 350.000 und 500.000 Euro und ist zwischen sechs und acht Jahre im Einsatz. Den zahlen wir nicht aus dem Portemonnaie.“

Kein zeitlicher Horizont

Zur finanziellen Unsicherheit komme hinzu, dass es keine Information gibt, wie es weitergeht.  Während Hotellerie und Gastronomie einen Öffnungstermin haben, kennen die Busunternehmen kein Datum. „Wir wissen nichts. Weder ab wann wir reisen dürfen, noch wohin und auch nicht wieviele Gäste in einem Bus Platz nehmen dürfen. Wir warten und hoffen auf eine entsprechende Richtlinie.“ Bis dahin versuche man die Kunden zu überzeugen, dass sie die bereits gebuchten Reisen verschieben und nicht stornieren. „Dann wäre ein Teil unserer Arbeit nicht ganz umsonst gewesen.“ Bei Hehle machen Reisen ins Ausland fast 90 Prozent des Geschäfts aus. Ohne Grenzöffnung fiele das weg. Aber Bereuter-Hehle, die seit 35 Jahren im Geschäft ist, fände auch in Österreich Ziele. Auch wenn das sprichwörtlich nur ein Tropfen auf den heißen Stein wäre. Mehr geht es ihr darum, überhaupt wieder fahren zu können. „Ich und alle Kollegen sind mit Herzblut dabei. Es ist ein wunderschöner Beruf. Mit Reisen können wir Menschen eine große Freude vermitteln.“

Am 4. Mai soll Klarheit herrschen für die Branche. So lautet zumindest die Ankündigung. Bereuter-Hehle hofft, dass dann auch konkrete Taten folgen.