Größter Offshorekran der Welt knickt bei Belastungstest ein

Untersuchungen laufen: Liebherr-Schiffskran wie Streichholz umgeknickt.
Rostock, nenzing Der Schaden geht in die Millionen und trifft den Baumaschinenhersteller Liebherr zur Corona-Unzeit ausgerechnet bei einem weltweit beobachteten Leuchtturmprojekt. Laut Augenzeugen knickte der Superkran beim Belastungstest wie ein Streichholz um. Zwölf Menschen erlitten Verletzungen, zum Glück nur leichte. Zwei Personen, ein Mitarbeiter von Liebherr und ein Angestellter der Reederei des betroffenen Schiffs „Orion 1“, waren bzw. eine Person ist noch im Krankenhaus in Behandlung. Der Schaden wird zumindest von der Polizei zwischen 50 und 100 Millionen Euro taxiert.
Das Werk Rostock wurde 2002 als Dependance von Liebherr Nenzing gegründet, damals noch mit Schwerpunkt im Bereich „maritime Krane“, 2005 wurde es in Betrieb genommen. Obwohl das Werk inzwischen von Nenzing abgenabelt wurde und gut 1700 Mitarbeiter beschäftigt, ist die Muttergesellschaft Liebherr-MCCtec GmbH weiterhin in Nenzing beheimatet, wie Sprecher Wolfgang Pfister gegenüber den VN erklärt. Zum Schaden könne man sich noch nicht äußern, „noch befinden sich die Untersuchungen in einem frühen Stadium. Zu den materiellen Schäden wie auch zur Unfallursache können wir daher leider noch keine detaillierten Aussagen treffen. Wir werden alles unternehmen, um die Beteiligten bei der Aufklärungsarbeit zu unterstützen.“
Der Schwerlastkran ist der größte, den Liebherr bisher gebaut hat. Krane dieser Größenordnung werden für die Installation von Windparks und für den Rückbau von Offshore-Anlagen eingesetzt. Der Kran mit der Bezeichnung HLC (Heavy Lift Crane) 295000 wurde auf dem Schiff „Orion 1“ montiert. Er sollte bei einem Test einen 5500 Tonnen schweren Ponton, der im Überseehafen Rostock schwamm, anheben. Ursache könnte nach derzeitigem Ermittlungsstand der Polizei ein Materialfehler gewesen sein. Nach Polizeiangaben wurde der Haken, der den Unfall vermutlich auslöste, sichergestellt. Bereits heuer im Jänner waren zwei Krane von Liebherr beim Beladen auf ein Schiff im Hafenbecken gelandet.
Liebherrs Superkran
Der HLC295000 – HLC steht für „Heavy Lift Crane“, also Schwerlast-Kran – und hat riesige Leistungswerte:
» Allein der Ausleger des HLC 295000 ist 160 Meter lang. Selbst ein Fußballfeld würde der Kran um 70 Meter überragen.
» Der Hauptteil des Krans selbst ist 90 Meter hoch » Der HLC erreicht damit eine Hubhöhe von bis zu 180 Metern. Das ist fast doppelt so hoch wie die Freiheitsstatue in New York und immer noch deutlich höher als das Ulmer Münster (161,5 Meter).
» Liebherrs HLC295000 hat ein Leistungsvermögen von 8 Megawatt. Mit seiner Tragfähigkeit von 5000 Tonnen bei einer Ausladung von mehr als 30 Metern könnte er theoretisch neun voll beladene Airbus-A380-Flugzeuge an den Haken nehmen (Quelle: swp.de)