AUA will wieder fliegen, EasyJet streicht Stellen

Markt / 28.05.2020 • 14:15 Uhr
AUA will wieder fliegen, EasyJet streicht Stellen
APA

Die Austrian Airlines heben wieder ab. Am 15. Juni sollen erstmals seit drei Monaten wieder Linienflüge stattfinden. Auch Easyjet startet dann wieder, jedoch mit weniger Personal.

Der Plan sei vorbehaltlich neuer behördlicher Beschränkungen, teilte die Lufthansa-Tochter AUA am Donnerstag mit. Das Angebot umfasst 37 Destinationen und stellt ein Zwanzigstel der Flüge vor der Coronakrise dar. Langstreckenflüge finden sich noch nicht im Programm.

Wien/Schwechat. “Sobald wir auf der Kurz- und Mittelstrecke wieder genügend Zubringerverkehr aufgebaut haben, werden wir auch wieder Langstreckenflüge anbieten. Das könnte schon im Juli der Fall sein”, sagte Vorstand Andreas Otto in der Aussendung. Gerettet ist die AUA mit dem Neustart aber noch nicht. Sie verhandelt mit dem österreichischen Staat weiter über Hilfen von bis zu 767 Mio. Euro. Auch die Rettung der Lufthansa in Deutschland hängt noch in der Luft.

Die ersten AUA-Flieger gehen nach London, Paris und Brüssel. In der ersten Flugwoche werden auch Amsterdam, Athen, Basel, Berlin, Bukarest, Dubrovnik, Düsseldorf, Frankfurt, Genf, Hamburg, Kopenhagen, Larnaka, München, Pristina, Sarajevo, Skopje, Sofia, Stockholm, Stuttgart, Tel Aviv, Thessaloniki, Tirana, Varna und Zürich aufgenommen. In der zweiten Woche ab dem 22. Juni kommen Belgrad, Graz, Innsbruck, Kiew, Košice, Mailand, Nizza, Prag, Split und Warschau dazu. Zum Einsatz kommen vorerst hauptsächlich kleinere Maschinen wie Embraer 195 und Dash 8. In den Folgewochen sollen weitere Destinationen aufgenommen werden. Der Flugplan für Juli werde derzeit ausgearbeitet.

An Bord sowie am Flughafen Wien sind Passagiere verpflichtet, eine Mund-Nasen-Bedeckung zu tragen. Alle Passagiere werden von der AUA gebeten, ihre Schutzmasken – so wie auch in anderen öffentlichen Verkehrsmitteln – selbst mitzubringen. An den Schaltern seien “Sneeze Guards”, also Plexiglasscheiben angebracht. Zudem würden alle Kunden ersucht, bei der Planung ihrer Reise die aktuellen Einreise- und Quarantänevorschriften der jeweiligen Destinationen zu beachten. An den Sicherheitskontrollen könne es wegen der Hygienevorschriften zu längeren Wartezeiten kommen.

Im Flugzeug selbst wird es keinen Mindestabstand geben, Sitze würden nicht freigehalten. Die AUA sieht durch die Klimaanlage an Bord nur ein geringes Infektionsrisiko. “Spezielle Filter sorgen während des Fluges für eine stete Reinigung der Luft an Bord. Der Standard dieser Geräte entspricht jenen in klinischen Operationssälen, wodurch die Luft an Bord sauberer ist als jene, die ein Mensch auf der Erde einatmet. Darüber hinaus findet die Luftströmung in Flugzeugen von oben nach unten statt. Das heißt, eine Verteilung der Luft zwischen den Sitzreihen ist unwahrscheinlich”, erklärte die Airline in der Aussendung.

Easyjet streicht jede dritte Stelle

Die britische Billigairline Easyjet will wegen der Coronakrise tausende Arbeitsplätze streichen. Rund 30 Prozent und damit rund 4.500 der etwa 15.000 Jobs bei der Airline stehen auf der Kippe, wie das Unternehmen am Donnerstag in Luton bei London mitteilte.

Easyjet-Chef Johan Lundgren begründete die Kürzungen mit dem Einbruch des Flugverkehrs infolge der Coronavirus-Pandemie und der Erwartung, dass die Nachfrage nach Flugtickets nicht vor dem Jahr 2023 wieder auf das Niveau von 2019 klettert. “Wir müssen uns auf die geringere Nachfrage einstellen”, sagte er.

Am Finanzmarkt wurden die Nachrichten positiv aufgenommen. Die Easyjet-Aktie legte am Vormittag an der Londoner Börse um mehr als acht Prozent zu und war damit zweitstärkster Wert im britischen Leitindex FTSE 100. Seit dem Jahreswechsel hat das Papier damit immer noch fast die Hälfte eingebüßt. Die Aussicht auf eine baldige Lockerung der Reiseverbote innerhalb der EU hat viele von der Krise gebeutelte Aktien aus der Reise- und Luftfahrtbranche seit Dienstag auf Erholungskurs geschickt.

Mit einem normalen Reisesommer ist heuer nicht zu rechnen. Easyjet hat den Flugbetrieb seit Ende März komplett gestoppt. Ab 15. Juni will das Unternehmen wieder schrittweise loslegen, vor allem auf Strecken innerhalb Großbritanniens. Für das Sommerquartal von Juli bis September dürfte Easyjets Flugangebot aus heutiger Sicht aber immer noch rund 70 Prozent geringer ausfallen als ein Jahr zuvor, schätzt Lundgren. Um die Ansteckungsgefahr zu minimieren, sollen Passagiere, Besatzung und das Bodenpersonal Masken tragen.

Der Manager versucht nun weiterhin, den Geldabfluss zu bremsen. Easyjet hat sich bereits frische Kredite beschafft, darunter Mittel aus dem britischen Coronahilfsprogramm. Außerdem will die Gesellschaft eigene Flugzeuge verkaufen und zurückmieten. Insgesamt sollen die Maßnahmen rund 2 Mrd. britische Pfund (2,2 Mrd. Euro) an zusätzlicher Liquidität bringen. Pro Woche verbrenne Easyjet derzeit 30 bis 40 Mio. Pfund.

“Wir sind uns bewusst, dass dies sehr schwierige Zeiten sind und wir sehr schwierige Entscheidungen treffen müssen, die sich auf unsere Mitarbeiter auswirken werden”, sagte Lundgren. “Aber wir wollen so viele Arbeitsplätze wie möglich langfristig schützen.” Von den rund 15.000 Easyjet-Beschäftigten seien rund 4.000 Piloten und 8.000 Flugbegleiter, hieß es. Diese dürften von den Kürzungen am stärksten betroffen sein, weil ihre Arbeit direkt von der Zahl der Flugzeuge abhängt.

Zuvor hatten schon die IAG-Tochter British Airways und der irische Billigflieger Ryanair angekündigt, wegen der Krise zusammen rund 15.000 Arbeitsplätze zu streichen. Lufthansa-Chef Carsten Spohr sprach bereits von rechnerisch überzähligen 10.000 Mitarbeitern, wenn der Konzern seine Flotte um 100 Flugzeuge verkleinere. Um die Krise überhaupt zu überstehen, baut die AUA-Mutter Lufthansa auf ein neun Milliarden Euro schweres Rettungspaket der deutschen Regierung. Allerdings vertagte der Aufsichtsrat wegen absehbarer Auflagen der EU-Kommission am Mittwoch seine Zustimmung zu dem Vorhaben.

Wie Lufthansa-Chef Spohr traut sich auch Easyjet-Chef Lundgren eine Finanzprognose für das laufende Geschäftsjahr weiterhin nicht zu. Allerdings sieht der Manager im Gegensatz zur Lufthansa bisher keinen Bedarf, sich neben den Krediten auch noch frisches Eigenkapital zu besorgen. Seine Zahlen für das Ende März ausgelaufene Winterhalbjahr 2019/20 will das britische Unternehmen am 30. Juni veröffentlichen.

Easyjets Flugzeugflotte soll bis Ende des Geschäftsjahres 2021 auf 302 Maschinen schrumpfen. Zuletzt verfügte die Airline im März nach eigenen Angaben über 337 Flugzeuge und wollte ihre Flotte eigentlich weiter ausbauen. Das Unternehmen hat sich bereits mit dem Flugzeugbauer Airbus geeinigt, 24 bestellte Maschinen erst später abzunehmen als ursprünglich geplant. Auch Leasingverträge seien geändert worden. “Wir nutzen alle Optionen, die wir haben”, sagte Lundgren. APA