Was Vetter Pharma besser machen will als Rentschler Fill Solutions

Markt / 09.07.2020 • 15:30 Uhr
Was Vetter Pharma besser machen will als Rentschler Fill Solutions
Die Vetter Development Service Austria GmbH will ihren neuen Standort in Rankweil in der zweiten Jahreshälfte 2021 in Betrieb nehmen. VN/HARTINGER

Ravensburger Pharma-Dienstleister baut Rankweil zu neuem Standort für klinische Entwicklung aus.

Rankweil, Ravensburg Die Firma Rentschler aus Laupheim hat am Hauptsitz einen hervorragenden Ruf, in Deutschland wurde sie sogar2019 mit dem renommierten Titel „Entrepreneur des Jahres“ ausgezeichnet. Ein Familienunternehmen ist Rentschler obendrein. Der gute Leumund kann in Vorarlberg nicht nachvollzogen werden. Da zeigte das Unternehmen ein anderes Gesicht: Nachdem die Firma schnell umbenannt wurde, stellte sie zuerst die Mitarbeiter vor die Tür und meldete gleich anschließend Insolvenz an – mit Forderungen in der Höhe von fast 26 Millionen Euro. Die Firmenschilder wurden buchstäblich bei Nacht und Neben abmontiert, das Management aus Laupheim ging auf Tauchstation.

Kein leichtes Erbe

Kein leichtes Erbe also für den neuen Eigentümer des Produktionsgebäudes samt Inventar (u. a. Reinraum, Vial-Abfüll- und Gefriertrocknungsanlage), der ebenfalls aus der Pharmabranche kommt, ein Familienbetrieb ist und aus Baden-Württemberg ist (die VN berichteten) Eigentümer und Manager der Firma Vetter Pharma setzten deshalb auf vertrauensbildende Maßnahmen und machten erst einmal der Landesregierung ihre Aufwartung, Rankweils Bürgermeisterin Katharina Wöß-Krall samt Delegation wurde ins Stammhaus nach Ravensburg eingeladen, um die Firma vorzustellen, berichtet Firmeneigentümer Udo S. Vetter bei der Präsentation vor Ort am Rankweiler Römergrund. „Wir wurden willkommen geheißen“. Das Kapitel Rentschler ist für ihn damit abgehakt, obschon man geschäftliche wie auch persönliche Beziehungen zu Rentschler pflegt.

„Jeder sollte machen, was er am besten kann“, betont Geschäftsführer Thomas Otto und will nicht mehr „weiter in die Vergangenheit blicken“. Am besten kann Vetter die keimfreie Abfüllung und Verpackung von Spritzen und anderen Injektionssystemen. Das Unternehmen gehört in dieser „Nische in der Nische, so Geschäftsführer Peter Sölkner zu den weltweiten Marktführern und beschäftigt zum heutigen Tag 5022 Mitarbeiter, den größten Teil davon in Ravensburg und Langenargen. 2019 machte der Spezialist einen Umsatz von 595 Millionen Euro, investiert wurden 158 Millionen. Kunden sind praktisch alle großen Pharma- und Biotechkonzerne.

Heuer wird Vetter 180 Millionen Euro investieren, einen Teil davon in Rankweil, das Gebäude wurde um einen „niedrigen zweistelligen Millionenbetrag“ erworben. Nun geht es an die Adaptierung, die ersten Mitarbeiter sind dafür schon vor Ort, auch ein neues Firmenschild ist schon aufgestellt. Bis Mitte 2021 wolle man soweit sein, dass man den Betrieb aufnehmen kann. Dafür werden Mitarbeiter aus Ravensburg sorgen, sie sollen aber auch Mitarbeiter vor Ort anwerben. „In einer ersten Phase werden 35 bis 40 Mitarbeiter in Rankweil arbeiten“, so Thomas Otto, wieviele schlussendlich beschäftigt werden, will er zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht beziffern.

Unabhängiger Standort

In Rankweil sollen Injektionssysteme für die klinische Phase abgefüllt werden, also kleinere Chargen. Dafür sei die Produktion ausgelegt. Ziel sei es einen unabhängigen und flexiblen Standort für die klinische Entwicklung nach dem Vorbild der bestehenden Produktionsstätte in den USA aufzubauen. Mit Rankweil baue man die europäische Präsenz weiter aus. Medikamente in großen Mengen werden weiterhin in den deutschen Produktionsstätten abgefüllt. Der Standort sei mit nur einer Autostunde von Ravensburg entfernt ideal gelegen, um ihn in den bestehenden Geschäftsablauf zu integrieren.

Die Vetter-Flagge weht übrigens nicht erst seit Dienstag in Vorarlberg. „Wir haben ein Ferienhaus im Brandnertal für unsere Mitarbeiter “, erzählt Udo S. Vetter.

Vetter Pharma International

Gegründet 1953

Inhaber Fam. Vetter

Geschäftsführung Peter Sölkner, Thomas Otto

Mitarbeiter 5022

Umsatz 2019 595 Millionen Euro

Geschäftstätigkeit keimfreie Abfüllung und Verpackung von Spritzen und anderen Injektionssystemen

Produktionsstandorte Ravensburg, Langenargen, Chicago, Rankweil

Niederlassungen Singapur, Tokyo, Yeonsu-gu (Südkorea)