Wie Günter Grabher in Zukunft Herzpatienten schützen will

Internationales IT-Unternehmen investiert Millionen in Lustenauer Smart-Textiles-Firma.
Lustenau, Luxemburg Der Vorarlberger KMU-Unternehmer des Jahres 2018, Günter Grabher, Gründer der Smart Textiles Plattform Austria, hat mit dem IT-Experten Rajat Khare, Alleineigentümer der Boundary Al GmbH, einen kompetenten und finanzstarken Partner gefunden. Die Boundary Al GmbH hat bereits ein Investment von 550.000 Euro eingebracht, bei einem Gesamtprojektvolumen von rund 1,1 Millionen Euro. Jetzt werden weitere 3,5 Mill. Euro in ein gemeinsames Unternehmen in Lustenau investiert.
„Textilien sind prädestiniert als Träger für smarte Technologie – sie umgeben uns ständig.“
Günter Grabher, Geschäftsführer Vitrion
„Textilien sind geradezu prädestiniert als Träger für smarte Technologie, denn sie umgeben uns ständig“, weiß Günter Grabher, Eigentümer der gemeinnützigen Forschungseinrichtung V-trion GmbH mit Sitz in Lustenau. Mit der Smart Textiles Plattform Austria, der größten firmenoffenen Forschungs- und Unternehmensvereinigung für smarte Textilien, vernetzt er seit Jahren eine Vielzahl von spezialisierten Firmen im Bereich der Textilveredelung und -technologie.
Industrielle Serienproduktion
Mit dem IT-Unternehmer und Experten für künstliche Intelligenz, Rajat Khare, dessen Boundary Holding mit Sitz in Luxemburg weltweit in Unternehmen für Künstliche Intelligenz investiert, hat Grabher einen starken Partner gefunden. Ziel des Investments sei die industrielle Serienproduktion und ein Vertrieb in der Dachregion, anschließend global. „Die Entwicklung eines textilen Sensorsystems zur Messung von Herzanomalien und Vorhersagen von Herzinfarkten und Hirnschlägen stellt eine völlig neue Form der Mensch-Maschine-Interaktion dar. Diese Textilien haben Fähigkeiten, die man einem Gewebe so nie zugetraut hätte“, so Grabher. Die Entwicklung dieser einzigartigen Sensorik und der auf Künstlicher Intelligenz basierenden Software wurde im Juni 2020 nach rund sechs Monaten abgeschlossen. Aktuell werden erste Prototypen getestet. Bevor man jedoch in eine industrielle Serienproduktion gehe, wird im Herbst 2020 ein Joint Venture namens „24 sens“ mit Sitz im Millennium Park in Lustenau gegründet. Das gemeinsame Kapital beläuft sich auch 3,5 Mill. Euro, wobei Khare 2,5 Millonen investiert. Der indische Unternehmer schätze das hohe Textil-Know-how im Land und es sei sein ausdrücklicher Wunsch, auch in Vorarlberg zu produzieren, so Grabher. In der ersten Ausbaustufe ab Herbst 2020 werden bis zu 25 Arbeitsplätze geschaffen.
Medizintechnische Anwendung
Die Sensorikfunktion des Gewebes soll dahingehend erweitert werden, dass unter Miteinbeziehung der auf Künstlicher Intelligenz basierenden Funktionalitäten Smart Textiles gezielt in der Medizintechnik Anwendung finden, insbesondere bei der Prävention von schlaganfall- und herzinfarktgefährdeten Patienten. In Europa haben rund neun Millionen Menschen unerkanntes Vorhofflimmern, das ist jeder Vierte über 40 Jahre. Vorhofflimmern ist eine der Hauptursachen für Schlaganfälle und Herzinfarkte. „Diese hochentwickelte Sensorik misst nicht nur die Länge der Abstände zwischen den Herzschlägen, sondern auch, was in diesen Abständen passiert. Das ist bislang einzigartig“, erklärt Innovator Grabher. 24 sens heißt der leichte Rückengurt, dessen elektronische Komponente lediglich 25 Gramm wiegt. Damit ersetzt 24 sens ein 24-Stunden-EKG,ist täglich anwendbar und ermöglicht auch eine Überwachung aus der Ferne, falls Arztbesuche wie während der Corona-Zeit nicht oder nur eingeschränkt möglich sind. Die Erkennungsrate liege nach Feldversuchen bei 99,5 Prozent.
Künstliche Intelligenz
„Smart Textiles ist ein branchenübergreifendendes Thema, wir brauchen vor allem intelligente Software und jemanden, der auch als Investor die Daten versteht.“ Rajat Khare ist nicht nur Experte für auf künstlicher Intelligenz basierende Software, er bringt auch ein internationales Firmen- und Vertriebsnetzwerk mit nach Vorarlberg. In der Verbindung von Künstlicher Intelligenz und Smart Textiles liegt für Rajat Khare großes Potenzial, das er am Wirtschaftsstandort Vorarlberg langfristig weiterentwickeln möchte.
„Was uns in Zukunft erwarten wird“, so der Lustenauer Textilvordenker, „sind sicherlich das Messen von Emotionen und Gemütszuständen, um Impulse für ein gesünderes und besseres Leben zu geben.“ So könne zum Beispiel durch das Tragen von intelligenten T-Shirts die Herzfrequenz während der Arbeit gemessen werden, aufgrund dessen dann vorbeugende Maßnahmen gegen ein mögliches Burnout getroffen werden. Rajat Khare und Günter Grabher werden, darin sind sich die beiden Unternehmer einig, auch hier in Zukunft gemeinsam Meilensteine setzen.