Don’t follow the hype

Dornbirn Noch zu Beginn des Jahres redete kaum jemand von GameStop, einer amerikanischen Einzelhandelskette für Computerspiele. Dies änderte sich in den letzten Wochen schlagartig und der Aktienkurs wurde in schwindelerregende Höhen katapultiert. Doch was ist geschehen?
Eine Gruppe von Kleinanlegern hat sich in einem Internetforum gegenseitig zum Kauf der Aktie angefeuert. Dies hatte zur Folge, dass sich die Papiere von knapp 19 auf kurzzeitig 483 USD erhöht haben. Einem Hedgefonds, der aufgrund seiner Strategie auf rückläufige Kurse gesetzt hat (Short-Seller), wurde dies zum Verhängnis und musste durch verbündete Hedgefonds mit zusätzlicher Liquidität versorgt werden. Short-Seller wetten auf sinkende Kurse und leihen sich dazu Aktien aus, verkaufen diese an der Börse und sobald der Kurs der Aktien fällt, kaufen sie diese zurück und streichen die Differenz als Gewinne ein. Wenn allerdings die Kurse ansteigen, wie es bei GameStop passiert ist, kommen Short-Seller unter Druck und müssen ihre Positionen schließen. Dazu müssen sie Aktien an der Börse zurückkaufen und im Umkehrschluss werden diese Papiere weiter beflügelt und steigen an. Dabei ist von einem sogenannten „Short-Squeeze“ die Rede.
Ein solches Szenario ist ein altbekanntes Phänomen. Nur in diesem Fall wurde dieser Short-Squeeze von Millionen Kleinanlegern hervorgerufen, die sich mit geringen Beträgen gegen die Hedgefonds stemmten. Nachdem aber gegen Ende letzter Woche diverse Online-Trading Plattformen die Stückzahl für den Kauf der GameStop-Aktie limitiert haben, reduzierte sich der Kurs der Papiere drastisch und die Volatilität an den Märkten erhöhte sich. Dem Short-Squeeze wurde somit ein Ende gesetzt.
Dies zeigt deutlich, dass Anleger auf gehypte Aktien verzichten und ein Unternehmen aus fundamentaler Sicht betrachten sollen. Darüber hinaus sollte man die langfristige Anlagestrategie nicht vernachlässigen, sich auf eine breite Portfoliodiversifikation konzentrieren und nicht kurzfristigen Trends folgen, ohne ein Unternehmen und seine Strategie genau betrachtet zu haben.
Clemens Lengauer, Leiter Vermögensverwaltung, Volksbank Vorarlberg e. Gen.