„Wir hätten sonst mehr Aufträge“

Handwerker und ihre Empörung darüber, selbst jetzt nicht einmal Hilfskräfte zu bekommen.
Höchst Sie haben sich zusammengetan, um ihre Stimme zu erheben. Mehrere Handwerksmeister aus Höchst und Umgebung beklagen sich bitterlich darüber, trotz zahlreicher vorgemerkter Arbeitsloser nicht einmal Hilfsarbeiter für ihre Betriebe zu bekommen. Von ausgebildeten Fachkräften ganz zu schweigen. „Mir wurde schon 15 Jahre vom AMS kein einziger gelernter Lackierer vermittelt. Mit dem muss ich leben, okay. Aber dass ich nicht einmal Hilfsarbeiter bekomme, ist für mich nicht nachvollziehbar. Dabei bezahle ich gut“, berichtet Lackierer David Gotal (52) seine Sorgen.
„Ich würde sofort Handlanger einstellen. Wenn ich sie kriegen würde. Als ich zum ersten Mal beim AMS vorstellig wurde und keine bekam, fragte ich mich noch: ‚Wie bitte? Da kommt keiner, obwohl es so viele Arbeitslose gibt?‘ Ich kann nur noch den Kopf schütteln. Ich würde sofort auch unausgebildete Helfer einstellen“, schildert Verputzer Heribert Pauritsch (60).
Kein Wille, keine Disziplin
Seine Kollegen Manfred Brunner, Karlheinz Buchacher und Markus Steurer schlagen in dieselbe Kerbe. „Ich hatte vor vier Jahren zum letzten Mal einen willigen Hilfsarbeiter“, sagt Verputzer Buchacher. „Der war okay. Seitdem tote Hose. Jene, die zwischenzeitlich zu mir kamen, wollten entweder nur einen Stempel oder sie hatten keine Lust zum Arbeiten. Ich habe mich beim AMS beschwert. Aber das hätte ich mir sparen können.“ Die Analyse der Handwerker mündet in eine gemeinsame Erkenntnis. „Es mangelt an Willigkeit, an einem Berufsethos, an Disziplin. Aber es fehlt auch an Konsequenzen für ein Verhalten, das Arbeit verweigert und lieber Geld vom Staat kassiert“, ärgert sich Gerüstbauer und Verputzer Manfred Brunner.
Immer auf der Suche
„Wir hätten um einiges mehr Aufträge, wenn wir die personellen Ressourcen dafür aufbringen könnten“, wirft Bauunternehmer Andreas Bösch ein. Er fühlt sich wie in einem Hamsterrad bei der permanenten Suche nach Polieren, Maurern und Hilfsarbeitern.
Auch in Coronazeiten sei die Auftragslage ausgezeichnet. „Viele nehmen sich gerade jetzt Zeit für Renovierungen oder Zubauten“, berichtet Buchacher.
Brunner ist überzeugt davon, dass sich die prekäre personelle Situation bei den Handwerkern noch weiter zuspitzt. „Es ist die geburtenstarke Generation von 1957 bis 1968, die sehr viele qualifizierte Lehrlinge und spätere Meister hervorbrachte. Die geht jetzt aber nach und nach in Pension. Nachkommen tut kaum wer.“
Einen Grund für die fehlenden Arbeitskräfte sehen die Handwerker auch in ihrem Status als Kleinbetriebe. „Bei den großen Industrieunternehmen haben alle einen Acht-Stunden-Tag und Fünf-Tage-Woche. Kleinbetriebe wie wir müssen flexibler sein. Da geht sich das nicht immer so aus“, so Brunner.
„Kommt hinzu, dass immer weniger grundsätzlich bereit sind, harte Arbeit zu verrichten. Ich habe in meiner Zeit als Lehrlingsausbildner fünf Lehrlinge ausgebildet. Keiner von diesen arbeitet noch in seinem gelernten Beruf“, erzählt David Gotal. VN-HK