“Es ist alles auf dem Wasser, was schwimmt”

Lothar Thoma von Gebrüder Weiss als Gast bei “Vorarlberg live”.
Lothar Thoma (Gebrüder Weiss) zur weltweiten Logistiksituation.
Schwarzach Lothar Thoma ist seit Beginn des Jahres 2020 für den Bereich Air & Sea beim internationalen Transport- und Logistikunternehmen Gebrüder Weiss verantwortlich. Aktuell gibt es einige Herausforderungen zu bewältigen. Denn die weltweite Logistik geriet durch die Coronakrise und das steckengebliebene Containerschiff im Suezkanal ordentlich unter Druck. „Die Logistik ist weltweit sehr vernetzt und schon vor dem Vorfall im Suezkanal sind die logistischen Ketten ins Ungleichgewicht geraten. Denn durch den Lockdown in China wurde nichts produziert und es kamen zunächst keine Container nach Europa oder die USA. Die Produktion wurde dann zwar schnell wieder hochgefahren, allerdings haben dann dort wieder die Container gefehlt“, erklärt Thoma als Gast bei „Vorarlberg live“.
400 Schiffe betroffen
Im Suezkanal seien dann 400 Containerschiffe betroffen gewesen. „Alle Container aneinandergereiht wäre das eine Kette von Hamburg bis Kapstadt“, so Thoma. Das seien fünf bis sechs Prozent der weltweiten Kapazitäten gewesen. „Das wieder in Schwung zu bringen, ist schwierig.“ Das große Problem derzeit sei nicht der Seeweg, sondern der Hinterlandverkehr. „Die Hafenbetreiber bekommen die Container nicht aus den Häfen und dementsprechend auch keine neuen Container wieder in die Häfen. Vor Los Angeles liegen derzeit 36 Schiffe, die darauf warten, entladen zu werden.“
Für Gebrüder Weiss keine einfache Situation. „Wir haben keinen Kunden, der nicht betroffen ist. Wir buchen Container teilweise auf sechs verschiedene Schiffe, nur um möglichst bei einem verladen zu können“, schildert Thoma die Situation. Gleichzeitig versuche man, bei Bahn oder Luftfracht eine Alternative zu finden. Allerdings gebe es dort die gleiche Situation. „Alles ist voll und die Preise sind extrem hoch. Es ist alles auf der Schiene, was Räder hat, alles auf dem Wasser, was schwimmt und alles in der Luft, was fliegen kann.“ Die Preise hätten sich für den Transport von Asien nach Europa vervierfacht bis verfünffacht.
Die Perspektive? „Ich persönlich habe das in der Logistik so noch nie gesehen. Das ist eine einmalige, ziemlich üble Geschichte“, sagt Thoma und hofft auf Entspannung im nächsten Jahr. Denn zum chinesischen Neujahrsfest im Februar sei in China alles zwei Wochen lang zu. In der Luftfracht werde es allerdings noch länger dauern, bis die Kapazitäten wieder voll ausgebaut sind.