Warum Zimmerer die Politik auf den Holzweg führen wollen

Markt / 04.08.2021 • 20:00 Uhr
Warum Zimmerer die Politik auf den Holzweg führen wollen
Manuel Feuerstein führt die Zimmerei gleichen Namens. FA/MR

Zimmerer hoffen weiterhin auf politische Hilfe im Kampf gegen den Materialengpass.

Bludenz Manuel Feuerstein hat eine solche Situation noch nicht erlebt. Und das will was heißen: Die Familie Feuerstein ist seit über 150 Jahren und in sechster Generation dem Werkstoff Holz verbunden, ist in allen Bereichen des Holzbaus von der Zimmerei über die Tischlerei bis zum Fensterbau tätig. Das Bludenzer Familienunternehmen kann zwar auf langjährige Partnerschaften sowohl mit  dem regionalen Sägewerk zurückgreifen und bezieht sein Holz fast komplett aus dem Montafon, doch der Engpass im Handel mit Holz trifft das Unternehmen trotzdem, wie Feuerstein im Gespräch mit den VN betont.

Unsicherheit

Denn ohne industriell bearbeitetes Holz geht auch nach der bereits Monate andauernden Materialknappheit noch immer nichts im „Holzbau, wie wir ihn heute kennen“, berichtet er. Bis zu zwölf Wochen betrage die Lieferzeit für Holzprodukte wie Brettschichtholz. Von Preissicherheit sei auch nicht zu sprechen, erst kurz vor Auslieferung werden die Preise bekannt gegeben. „Langjährige Partnerschaften gelten nichts mehr“, stellt er fest und er ist sich sicher, und das Verhalten der großen industriellen Verarbeiter – in Österreich sind das im Wesentlichen fünf Unternehmen – werde er sich wie andere Zimmerer merken. Denn irgendwann platze die Holzpreisblase, sagt er mit Blick auf den derzeitige Exportboom inklusive Preisexplosion von österreichischem Holz in die USA und nach Asien. Ob alle Zimmerereibetriebe allerdings so lange aushalten, ist eine andere Frage, die ihn und die 2199 anderen Holzbaubetriebe in Österreich umtreibt.

Keine Ergebnisse

Den Glauben an die Hilfe durch die Politik hat er noch nicht verloren, obwohl die Gespräche auf Ministeriumsebene zwar durchaus Verständnis erzeugten, aber eben keine Ergebnisse im Sinne der holzverarbeitenden Handwerke. Damit sich die Politik bewegt, hat der Branchenverband Holzbau Austria eine Petition gestartet mit der Forderung, jährlich mindestens 1,5 Millionen Kubikmeter Holz aus Österreich für Österreich zur Verfügung zu stellen, damit die heimischen Betriebe mit ausreichend Baustoff versorgt werden können (siehe Text unten).

Für Feuerstein sind kalkulierbare, planbare und transparente Preise sowohl für die Betriebe als auch die Kunden eine ganz wichtige Forderung, denn davon hängt a) das wirtschaftliche Überleben der Firmen ab und b) die Sicherheit für Kunden, die mit Holz bauen wollen, und derzeit verunsichert sind, wie Feuerstein auch aus dem eigenen Betrieb weiß.

Die Situation am Markt zwinge aber auch die Zimmerer, den derzeitigen Materialeinsatz und damit die Konstruktion von Holzgebäuden zu überdenken, ist sich Feuerstein sicher. Der Einsatz von Konstruktionsvollholz (KVH) und weiterer industrieller Materialien soll so weit wie möglich zurückgedrängt werden. Er hofft dabei auf die Mitarbeit der Architekten. Und noch ein Argument hat er für die Politik: „Holz ist der Baustoff, der in der Lage ist, dem Klimawandel entgegenzuwirken“, aber eben nicht, wenn er durch ganz Europa gekarrt und dann mit Frachtschiffen weitertransportiert werde. Immerhin: In Vorarlberg wurde vom Land und der Holzbaukunst Vorarlberg gerade die Partnerschaft verlängert.

Mit Unterschriften dem Holzengpass begegnen

Ludesch, Wien Anfang Juli hat die Holzbau Austria, der Branchenverband der Österreichischen Zimmerer mit 2200 Betrieben, die rund 16.000 Mitarbeiter beschäftigen, eine Petition gestartet, mit dem Ziel, den Rohstoff Holz im waldreichen Österreich für die Weiterverarbeitung zu sichern. Gefordert wird ein Kontingent von 1,5 Millionen Kubikmeter Holz aus Österreich für Österreich. Die Petition soll die Regierung, aber auch die Partner in der Wertschöpfungskette zu entsprechenden Maßnahmen animieren. Unterschriften aus der Bevölkerung geben dem Anliegen weiteres Gewicht, ist Zimmerer Manuel Feuerstein überzeugt und lädt alle ein, die Petition zu unterzeichnen. Das geht direkt im Internet unter www.zukunft-holzbau.at/petition/.