Debatte um Zuverdienst

Markt / 29.08.2021 • 18:30 Uhr
Jürgen Kessler, Direktor des Vorarlberger Wirtschaftsbundes.wb/miro
Jürgen Kessler, Direktor des Vorarlberger Wirtschaftsbundes.wb/miro

Nebenjobs für Arbeitslose: Wirtschaftsbund plädiert für positive Anreize.

Schwarzach Die Tatsache, dass Arbeitslose in Österreich bis zu 475 Euro im Monat dazuverdienen dürfen, sorgt für ordentlich Diskussionsstoff.  AMS-Chef Johannes Kopf hatte sich kürzlich für eine massive Einschränkung des Dazuverdienens positioniert. Auch wenn es aus seiner Sicht durchaus Argumente dafür gebe. Beispielsweise weil die Menschen dadurch zumindest einen Fuß in der Arbeitswelt hätten. Mit der Einschränkung des Zuverdienstes spricht sich Kopf im Gegenzug dafür aus, das Arbeitslosengeld stufenweise zu gestalten, also am Anfang mehr, dann weniger auszuzahlen.

Herzlos und unsozial

Zuverdienst für Arbeitslose – ja oder nein? Dazu gibt es sowohl Befürworter als auch Gegner. Die Argumente reichen dabei von „herzlos“ bis „unsozial“. Denn für viele Arbeitslose sei der Zuverdienst angesichts des niedrigen Arbeitslosengeldes die einzige Möglichkeit, finanziell über die Runden zu kommen. Vor allem Frauen seien auf diesen Zuverdienst angewiesen.

Positive Anreize

Für ÖVP-Wirtschaftsbund-Vorarlberg-Direktor Jürgen Kessler braucht es vielmehr positive Anreize, um mehr Menschen in Beschäftigung zu bringen. So durch die Senkung der Lohnnebenkosten und „Mehr netto vom Brutto“. Dadurch soll Arbeit attraktiver werden.

Die Abschaffung der Zuverdienstgrenze sieht er als eine ergänzende Möglichkeit. „Es sollte nicht sein, dass es – vor allem – für länger Arbeitssuchende lukrativer ist, die staatlichen Unterstützungsleistungen mit Nebenjobs aufzubessern, als aktiv am Erwerbsleben teilzunehmen.“ Denn durch die Kombination aus Arbeitslosengeld, sonstigen Unterstützungen und dem Nebenverdienst sei es oft attraktiver, in der Arbeitslosigkeit zu verharren. Zeitgleich führe diese Option zu einer Verlängerung der Arbeitslosigkeit, weil es an Anreizen fehlt sich einen Job zu suchen.

Degressives Arbeitslosengeld

Und eben diese positiven Anreize sollen für mehr Dynamik am Arbeitsmarkt sorgen. „Unser gemeinsames Ziel muss es sein, möglichst viele Menschen in Vollbeschäftigung zu bringen. Dazu brauchen wir einen großen Werkzeugkasten an Maßnahmen, der dem aktuellen Arbeitskräftemangel entgegenwirkt und strukturelle Probleme behebt“, so Kessler. Nur so könne man verhindern, dass die Wirtschaft aufgrund von fehlenden Arbeitskräften im Krisenmodus hängen bleibe. Als konkrete Maßnahmen sieht der Wirtschaftsbund neben den stuerlichen Anreizen ein degressives (also ein mit der Zeit sinkendes) Arbeitslosengeld sowie eine überregionale Mobilitätsförderung. VN-reh