Diese Herausforderungen haben Sozialunternehmen

Aqua Mühle zieht 2020er-Bilanz: Herausforderungen werden nicht weniger.
Frastanz Umsatzrückgänge waren im vergangenen Coronajahr in der Vorarlberger Wirtschaft an der Tagesordnung, wenngleich es auch Unternehmen gab, die in der Krise zulegen konnten oder situationsbedingt zugelegt haben. Bei einem der größten Vorarlberger Sozialunternehmen, der Aqua Mühle Vorarlberg war das – zumindest was den Umsatz betrifft – nicht der Fall. Knapp eine Million Euro weniger als im Jahr 2019 wurde umgesetzt: 15,33 Millionen Euro statt 16,307 wie im Vorkrisenjahr 2019. Rückgänge gab es in allen Geschäftsbereichen.
Positiver Jahresabschluss
Dennoch: „Trotz gravierender Umsatzeinbrüche speziell in der Gastronomie, in der Schulsozialarbeit und im Bereich Bildung und Beratung konnten wir wieder einen positiven Jahresabschluss erreichen“, berichtet Sonja Meyer, zuständig für das Finanz- und Rechnungswesen bei Aqua Mühle. Umsatzrückgänge wurden durch Förderungen beim NPO-Unterstützungsfonds ausgeglichen, außerdem waren 156 Personen (43 Transitarbeitskräfte sowie 112 Angestellte zeitweise in Kurzarbeit.
Insgesamt zählt das Sozialunternehmen zum Bilanzstichtag 31. Dezember 2020 339 Mitarbeitende, nämlich 178 Stamm-Mitarbeitende, acht geringfügig Beschäftigte, 13 Lehrlinge (gerade haben wieder sechs neue Lehrlinge ihre Ausbildung als Köche, Reinigungstechniker, Betriebsdientleisterinnen und eine Informationstechnologin begonnen), 113 Transitarbeitnehmende, 24 Work-1st-Personen und drei Zivildiener. Sie betreuten im vergangenen Jahr 2326 Personen, über die Hälfte davon im Auftrag des Arbeitsmarktservice.
Klienten stehen im Regen
Die Auswirkungen der Krise kommen erst heuer richtig zum Tragen. „2021 ist wie 2020, nur mit Regen“, zitiert Geschäftsführer Florian Kresser einen Satz, der derzeit kursiert und unterstreicht, dass „Viele unserer Klientinnen und Klienten seit 2020 dauerhaft im Regen stehen. „Ihre letzten Monate waren geprägt von Verunsicherung, Perspektivenlosigkeit, Rückzug, Depression, Einsamkeit und existenziellen Ängsten“. Besonders die Situation der Langzeitarbeitslosen sei trotz akutem Arbeitskräftemangel in der Industrie noch schwieriger geworden. Eine Aufgabe se es deshalb, so Kresser im Gespräch mit den VN, Firmen davon zu überzeugen, Langzeitarbeitslosen eine Chance zu geben. Mit Industriellenvereinigung, Gemeindeverband, AK und Wirtschaftskammer sei man in sehr konstruktiven Gesprächen. Aber die derzeit laufende Debatte um Zumutbarkeitsregeln bzw. die Kürzung oder Streichung von Leistungen für arbeitslose Menschen “sehen wir sehr skeptisch. Es macht keinen Spaß, arbeitslos zu sein.” Das vergangene wie das laufende Jahr wurden vom Sozialunternehmen mit Sitz in Frastanz genutzt, neue Standorte zu entwickeln, etwa für industrienahe Fertigung auf 2000 Quadratmeter in Frastanz mit Arbeitsplätzen für 70 bis 100 Menscnen oder die Fahrradwerkstatt, die dem Fahrradfachhandel zuarbeitet und mit Fuhrparkanbietern kooperiert. In der Werkstatt biete man auch Ausbildungslätze für Fahrradmechatronik-Lehrlinge an und könne langzeitarbeitslose Personen anlernen, die damit eine bessere Jobperspektive erhalten.