Warum dreimal mehr Arbeitskräfte fehlen

Markt / 08.11.2021 • 07:00 Uhr
Warum dreimal mehr Arbeitskräfte fehlen
Aktuell werden in Vorarlberg 3171 Mitarbeiter für Hotellerie und Gastronomie gesucht, für Handel und Logistik sind es 2818 Personen. APA

Neuer Stellenmonitor: In Vorarlberg sind nicht 4903 Stellen vakant, sondern 15.017.

Feldkirch, Wien Der Wirtschaftsbund, der sich als ÖVP-Bund eigentlich um die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen in Österreich kümmert, will genau wissen, wie drängend der Fachkräftemangel ist.

Gemeinsam mit dem IT-Spezialisten Lorem.ipsum wurden nun erstmals alle Online-Stellenausschreibungen in ganz Österreich und – heruntergebrochen – für die Bundesländer gezählt. Diese übersteigen bei weitem die bisher bekannten Zahlen.

Belastbare Daten

„Für eine effiziente Arbeitsmarktpolitik ist es notwendig zu wissen, wie viele offene Stellen zur Verfügung stehen. Mit Hilfe dieser Software können wir Online-Stellenausschreibungen zählen und ein realistisches Bild der Arbeitsmarktsituation aufzeigen. So haben wir auch erstmals harte Zahlen nach Branchen und Bundesländer“, so WB-Generalsekretär Kurt Egger bei der Präsentation. In Österreich sind das 247.548 offene Stellen, in der AMS-Statistik sind es weit weniger, nämlich 112.115. In Vorarlberg werden tatsächlich 15.017 Mitarbeiter gesucht und nicht 4903, wie in der AMS-Statistik gelistet. Alle Zahlen beziehen sich auf Ende Oktober 2021.

Die Differenz ist einfach zu erklären: Wenn Mitarbeiter gesucht werden, werden Stellenanzeigen online inseriert, diese aber nicht immer dem Arbeitsmarktservice gemeldet. Viele offene Stellen scheinen also beim Arbeitsmarktservice nie auf und schaffen es so nicht in die Statistik. „Der Stellenmonitor gibt eindrücklich Aufschluss über offene Stellen, auch aufgelistet nach Branchen“ informiert Wirtschaftskammer-Präsident und WB-Obmann Hans Peter Metzler. „Es gibt keinen Mangel an Jobmöglichkeiten, vielmehr leiden unsere Betriebe unter einem Arbeitskräftemangel, das Wirtschaftswachstum wird gebremst und der Aufschwung nach Corona gefährdet“, so Metzler Es zeigt sich, dass die AMS-Statistik nur einen Teil der offenen Stellen in Österreich ausweist. Wenn man die relevanten Online-Jobportale mitzählt und um Duplikate bereinigt, ergeben sich über 15.000 offene Stellen – also viel mehr offene Stellen als bisher angenommen. 

Der Arbeitskräftemangel sei kein isoliertes Problem der betroffenen Mitarbeiter und Betriebe, auch die Allgemeinheit habe dadurch Nachteile, erläutert Metzler. Das Wirtschaftswachstum steige weniger stark und dem Staat entgehen dadurch Steuereinnahmen in Milliardenhöhe. Bereits 2018 hat eine Studie im Auftrag der Wirtschaftskammer berechnet, dass bei 162.000 fehlenden Fachkräften der öffentlichen Hand eine Milliarde an Steuereinnahmen entgeht. Konservativ hochgerechnet auf die aktuellen Zahlen für ganz Österreich entgehen dem Staat dadurch mindestens 1,2 Milliarden Euro.