Deutsche haben Nachfolgeprobleme

Markt / 14.11.2021 • 17:48 Uhr
Besonders betroffen sind Unternehmen der Tech- und Kommunikationsbranche. Adobe
Besonders betroffen sind Unternehmen der Tech- und Kommunikationsbranche. Adobe

Hohe Fluktuation und überhastete Entscheidungen.

Berlin Vielen großen Unternehmen in Deutschland fällt es zunehmend schwer, die CEO-Nachfolge optimal zu regeln. Das ist das Ergebnis einer Studie des Leadership-Advisory-Unternehmens Egon Zehnder, das zwischen 2010 und 2020 die Besetzungen von CEO-Posten analysiert hat. Demnach haben sich im vergangenen Jahrzehnt 43 Prozent der 229 untersuchten Unternehmen mindestens einmal plötzlich von ihrem bzw. ihrer  Vorstandsvorsitzenden getrennt.

Sinkende Verweildauer

Zudem ist die Verweildauer der Vorstandsvorsitzenden im gleichen Zeitraum deutlich gesunken. CEOs, die im Jahr 2010 angetreten sind, blieben zu 86 Prozent mindestens fünf Jahre im Amt. Von den Besetzungen im Jahr 2015 behielten demgegenüber nur 50 Prozent bis 2020 ihre Position. Unabhängig vom Eintrittszeitpunkt betrachtet liegt die Amtszeit aller aktiven CEOs im Schnitt bei 7,2 Jahren. „Wer im letzten Jahrzehnt als CEO ernannt wurde, musste den Posten oftmals schon früh wieder räumen“, konstatiert Thorsten Gerhard, Co-Leiter der deutschen Praxisgruppe CEO & Board Advisory von Egon Zehnder. „Das lässt auf Mängel im Nachfolgeprozess schließen“, fährt der Experte fort. Offenbar stellten viele Unternehmen und CEOs erst im Nachhinein fest, dass sie nicht zueinander passen. Die Zahlen lassen vermuten, dass auch die Pandemie diese Entwicklung nicht verändert hat. Sein Anraten: „Gute Nachfolgeprozesse beginnen heute bereits mit der Amtsübernahme – nicht erst kurz vor Toresschluss. Sie beziehen interne Kandidat:innen ebenso ein wie externe Lösungen.“

Besonders hoch ist die Fluktuation in Unternehmen der Tech- und der Kommunikationsbranche. Knapp die Hälfte besetzte den Chefsessel zwischen 2010 und 2020 mindestens dreimal. Bei den Finanzdienstleistern ist zwar die Wechselrate nicht ganz so hoch. Alle Unternehmen dieser Branche haben seit 2010 aber mindestens einmal die oder den CEO ausgetauscht. Die größte Kontinuität stellte Egon Zehnder im Consumer-Sektor fest.