Gleiche Chancen für benachteiligte Jugendliche

Sindbad-Mentoring-Programm begleitet Pflichtschüler beim Übergang in die Lehre.
Schwarzach In Österreich sind die Bildungschancen ungleich verteilt. Je höher der Bildungsabschluss der Eltern, desto höher auch die Chance für das Kind. Das Sozialunternehmen Sindbad hat es sich deshalb zur Aufgabe gemacht, für mehr Gerechtigkeit zu sorgen und Jugendliche aus bildungsfernen Schichten beim Einstieg ins Berufsleben zu unterstützen.
Mentorenteams
Das Programm von Sindbad baut auf Mentoring. Sozial benachteiligte Jugendliche im neunten Pflichtschuljahr („Mentees“) treffen auf Studierende oder Berufstätige zwischen 20 und 35 Jahren („Mentoren“). Dabei werden sie acht bis zwölf Monate lang in ihrer Zukunftsplanung unterstützt und begleitet. Vertrauen, Zuhören, das steht im Mittelpunkt. „Diese Beziehung ist die größte Stärke von Sindbad“, sagen Diana Panzirsch und Wolfgang Eller, die den neuen Vorarlberg-Standort leiten. „Wir bringen Menschen zusammen, die sich sonst nie begegnet wären.“

Mentoren statt Sozialarbeiter
Im Gegensatz zu anderen Angeboten kommen bei Sindbad somit keine Sozialarbeiter zum Einsatz. „Es ist keine klassische Beratung, sondern eine vertrauensvolle Beziehung zwischen einem Jugendlichen und einem jungen Erwachsenen, der das freiwillig macht und eine Art Göte-Funktion übernimmt.“ Der Jugendliche suche sich seinen Mentor selbst aus und mit den potenziellen Mentoren wird im Vorfeld genau geklärt, ob das Rollenverständnis passt.
Wieso die Mentoren nicht älter als 35 sind? „Sie haben mehr Anknüpfungspunkte, können sich leichter in die Lebenswelt der Jugendlichen einfühlen“, so Eller.
Über 1800 Jugendliche erreicht
Die Erfahrungen aus anderen Bundesländern, in denen das Sindbad-Mentoring bereits läuft, seien sehr positiv. Österreichweit wurden bislang über 1800 junge Menschen erreicht. 80 Prozent würden den Übergang in eine Lehre oder weiterführende Schule schaffen. „Wir unterstützen präventiv, bevor Ausbildungen abgebrochen werden und Arbeitslosigkeit eintritt. Letztlich profitiert die ganze Gesellschaft“, sind die Standortleiter überzeugt. Begleitend soll ein Unternehmensnetzwerk aufgebaut werden. „Die Mentees haben vielleicht Startschwierigkeiten, aber auch eine Grundmotivation. Für die Firmen bedeutet das ein Pool an potenziellen Lehrlingen.“
Sindbad finanziert sich aus öffentlichen und privaten Fördergeldern. In Vorarlberg sei das anders. „Von der öffentlichen Hand bekommen wir leider keine Mittel“, so Panzirsch. Somit finanziere man sich rein privat. Erste Sponsoren – Unternehmen und Familienstiftungen – seien bereits an Bord. In einem zweiten Schritt sollen auch Dienstleistungen im Bereich Personalentwicklung angeboten werden. Die Idee dahinter: Mitarbeiter agieren als Mentoren, werden professionell begleitet und stärken so ihre sozialen Führungsrolle.
Neben Sponsoren sucht Sindbad in Vorarlberg Mentoren sowie Lehrer, die Schüler für das Programm vorschlagen. Im April startet die erste Pilotstaffel mit 20 Teams.
Für Chancengerechtigkeit
Panzirsch und Eller arbeiten derzeit ehrenamtlich. Die Motivation des Sozialarbeiters und der Projektmanagerin und Moderatorin? Sie brennen für Chancengerechtigkeit. „Wenn wir nur die Welt eines einzelnen Jugendlichen verändern, haben wir schon einen großen Beitrag geleistet.“
Digitaler Infoabend
Am 8. Februar um 18.30 Uhr. Anmeldung: vorarlberg@sindbar.co.at.