Wie der Ukraine-Krieg jeden Vorarlberger trifft

Der Krieg sorgt für einen Inflationsbooster: Verteuerung von praktisch allem.
schwarzach Die Energiepreise gehen durch die Decke – das trifft derzeit noch nicht die Vorarlberger Kunden, doch für Mai hat der regionale Energieversorger illwerke vkw auch für Vorarlberg Preiserhöhungen angekündigt.
Für einen Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 3500 Kilowattstunden sind die monatlichen Gesamtkosten für Strom ab Mai rund 2,50 Euro höher als im Vorjahr. Die Mehrkosten für einen Erdgaskunden mit 15.000 Kilowattstunden Jahresverbrauch betragen rund 19 Euro pro Monat.
„Gar nicht auszudenken“
Das ist noch moderat für die Privaten, doch für die Industrie und die Wirtschaft kann es richtig teurer werden. Bereits 2021 sind die Großhandelspreise für Gas um 480 Prozent und für Strom um 330 Prozent gestiegen, so die Ökonomen der Bank Austria in einer Großhandelspreis-Analyse. Wer keinen Vertrag mit seinem Gasversorger hat und sich am aktuellen Markt eindeckt, zahlt bereits jetzt ein Vielfaches wie noch im vergangenen Jahr. Dabei könne man froh sein, denn wenn die Versorgung mit diesem Treibmittel der Produktion zusammenbricht und kontingentiert werde, sei „das gar nicht auszudenken“.
Die Preissteigerungen im Energiebereich belasten natürlich auch den Verkehr und die Logistik, dazu kommt nun, dass auch Getreide und weitere Lebensmittel knapp und damit auf jeden Fall teurer werden. „Bei Lebensmitteln gibt es in manchen Bereichen jetzt schon Preissteigerungen von über zehn Prozent“, stellt Arbeiterkammer-Direktor Rainer Keckeis fest. Der Krieg in der Ukraine wird aber nicht nur die Getreidepreise treiben, sondern auch die für bislang so unauffällige Lebensmittel wie Sonnenblumenöl. Die Ukraine ist in diesem Bereich fast weltweiter Monopolist. Für Getreide nähert sich der Stichtag der Aussaat, von der abhängt, wie der Weltmarktpreis bei Getreide ausfällt. Und da nütze es auch nichts, wenn man regionale Lieferanten habe, so Bernhard Ölz, denn überall steigen die Preise, wenn es auf dem Weltmarkt einen Mangel gibt. „Das ist das Prinzip des Handels, das macht auch vor Vorarlberg nicht halt“, sagt Alexander Kappaurer, Obmann des Lebensmittelhandels, der beteuert und verspricht, dass der Handel alles tun wird, damit Preiserhöhungen moderat ausfallen werden. Aber es wird sie geben.
Preiskommission einführen
Die Preiserhöhungen treffen Haushalte bis in den Mittelstand hart. Denn die Preise steigen nicht nur in einzelnen Branchen für manche Produkte, sondern für beinahe alles – das reicht vom Chip, der in Autos fehlt, bis zum Aluminium, das zu großen Teilen aus Russland importiert wird, auch Textilien sind nicht ausgenommen. Die Arbeiterkammer hat deshalb bereits ein Zehn-Punkte-Programm ausgearbeitet. Etwa mit dem Einfrieren der Mieten, so AK-Direktror Keckeis, und mit einem Gebührenstopp. „Wenn alle Stricke reißen, muss man auf begrenzte Zeit vielleicht wieder eine Preiskommission einführen, wie es sie schon einmal gab.“ Und man müsse – auch das eine Möglichkeit, die in Österreich umgesetzt werden kann – die gesamten Sozialleistungen entsprechend anpassen.
Umfrage: Wie umgehen mit den massiven Preissteigerungen?

Gegen die Preise am internationalen Markt kann man wenig machen, aber es gibt Möglichkeiten, wie der Staat die Bürger entlasten kann, z. B. indem man die Mieten einfriert. Die müssen nicht mit den Betriebskosten gleichzeitig steigen. Auch die Sozialleistungen sollten angepasst werden. Rainer Keckeis, Direktor AK Vorarlberg

Wir waren bereits gezwungen, die Preise anzuheben, beim Bier sind das 5,5 Prozent. Doch dabei waren die Verwerfungen durch den Ukraine-Krieg noch gar nicht mit eingerechnet. Da wird es zu weiteren Preiserhöhungen kommen, denn die Rohstoff- und Energiepreise explodieren derzeit. Kurt Michelini, Frastanzer Brauerei

Im Lebensmittelhandel wird es zeitverzögert zu Preiserhöhungen kommen. Es ist immer unser Ziel, Mehrkosten von unseren Kunden abzuwenden, aber die derzeitige weltpolitische Lage macht auch vor Vorarlberg nicht halt und trifft am Ende der Kette auch die Verbraucher. Alexander Kappaurer, Sprecher Vbg. Lebensmittelhandel