Wenn der Gashahn zugedreht wird

Markt / 29.03.2022 • 04:30 Uhr
Wenn der Gashahn zugedreht wird
Derzeit liefert Russland in vollem Umfang die vertraglich vereinbarten Gasmengen. Aber bleibt das so? APA

Haushaltskunden bekommen bis zuletzt Gas – Notfallplan der Regierung für die Wirtschaft.

Schwarzach Vergangene Woche beschloss der Nationalrat eine strategische Gas-Reserve für Österreich anzulegen. Dafür ist es höchste Zeit, denn aktuell beträgt der Gasspeicherstand nur mehr 15 Prozent. “Die Speicher sind leer”, stellt der Energiesprecher der Grünen, Lukas Hammer fest. Den Ausstieg aus dem zu 80 Prozent aus Russland bezogenen Gas werde man bis nächsten Winter nicht schaffen. Ob die Speicher rechtzeitig gefüllt werden können, ist eine andere Frage. Russlands Präsident Vladimir Putin will, dass die Rechnungen künftig in Rubel und nicht mehr wie bisher in Euro oder Dollar bezahlt werden. Die G7-Staaten wollen ihr Gas jedenfalls nicht im Rubel bezahlen, die OMV ebenfalls nicht.

Reihenfolge im Gasbezug

Doch wer bekommt Gas, wenn es tatsächlich zur Mangelware wird, was bislang noch nicht der Fall ist, aber als Worst Case-Szenario sowohl bei den Energieunternehmen als auch in zahlreichen Unternehmen, die Gas zur Produktion benötigen, durchgespielt wird. Die Reihenfolge der Bezieher ist im Energielenkungsgesetz vorgeschrieben. Sicher ist, dass bis zuletzt die Haushalte mit dem inzwischen teuren Stoff beliefert werden, dann folgen Betriebe, die Energie damit produzieren, etwa Fernwärme oder wenn Gas zu Strom umgewandelt wird und natürlich Krankenhäuser, erklärt illwerke vkw-Vorstand Helmut Mennel. Und als erste müssen sich die Großabnehmer aus der Industrie mit dem Mangel auseinandersetzen. “Zuerst werden wir die großen Gasabnehmer darum bitten, den Verbrauch freiwillig einzuschränken”, erklärt Corina Millgramm, bei der E-Control für den Gasmarkt verantwortlich. Erst in einem nächsten Schritt werden Lenkungsmaßnahmen eingeleitet, “dann bleiben noch zwei, drei Tage, sich auf die Situation einzustellen”, erklärt Millgramm. Betroffen sind jene Unternehmen, die einen Verbrauh von mehr als 50 000 kWh/h haben, “und die wissen Bescheid über das Gesetz”.

“In Europa dunkel”

In Vorarlberg setzen vor allem die systemrelevanten Betriebe – als Lebensmittelhersteller, aber auch Verpacker, dass ihre Rolle entsprechend anerkannt wird, “denn wenn das Gas zur Neige geht, dann sieht es in ganz Europa dunkel aus”, sagt Bernhard Ölz, Geschäftsführer der Großbäckerei Ölz zu diesem Szenario.

Was, wenn das Gas zur Mangelware wird?

Sollte das Gas ausgehen, sind wir nicht mehr produktionsfähig, dann wird es aber nicht nur für uns, sondern für die gesamte europäische Wirtschaft sehr dunkel. Derzeit hoffen wir und gehen davon aus, dass die Gaslieferungen aufrecht erhalten werden können. Bernhard Ölz, Geschäftsführer Meisterbäcker Ölz

Bernhard Ölz <span class="copyright">VN/Steurer</span>
Bernhard Ölz VN/Steurer

Im Energielenkungsgesetz sind die Maßnahmen festgeschrieben, wenn Gas knapp wird. Einschränken könnte man Großverbraucher mit einem Verbrauch von mehr als 50 000 kWh/h. Am längsten beliefert werden Privathaushalte und kritische Infrastruktur. Carola Millgramm, E-Control-Leitung Gasabteilung

Carola Millgramm. <span class="copyright">E-Control</span>
Carola Millgramm. E-Control

Noch funktionieren die Lieferungen und das hoffentlich weiterhin. Wer wann und wieviel Gas bekommt, ist klar geregelt, das ist im Verantwortungsbereich der E-Control und der Verteilergebietsmanager. Firmen, die bisher langfristige Verträge abgeschlossen haben, sind jetzt im Vorteil. Helmut Mennel, Vorstand illwerke vkw

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Helmut Mennel VN/Steurer