Zoll macht Schluss mit Zettelwirtschaft

Markt / 08.04.2022 • 18:19 Uhr
Finanzminister Magnus Brunner im Studio von Vorarlberg LIVE.
Finanzminister Magnus Brunner im Studio von Vorarlberg LIVE.

Digitalisierung der Abwicklung soll Entlastung bringen.

Wolfurt Lkw-Staus vom Kreisverkehr Dornbirn Nord entlang der L190 in Richtung Wolfurt, lange Schlangen vor dem Zollamt, die Büros der Speditionsunternehmen in Containern: So sieht die aktuelle Situation am Areal des Güterbahnhofs Wolfurt aus.

Zweitgrößtes Zollamt

An dem Ort, an dem mehr als ein Viertel aller Zollabfertigungen Österreichs abgewickelt werden, sind die Kapazitätsgrenzen erreicht. Wurden in Wolfurt vor 20 Jahren noch 150 Lkw am Tag abgefertigt, sind es heute bis zu 600. 

Außerdem ist in Wolfurt das einzige Binnenzollamt an einer EU-Außengrenze. Das heißt, dort werden sowohl die Zollmodalitäten für Österreich als auch für die Schweiz erledigt. Anschließend werden die abgefertigten Lkw über die Zollgrenzstellen Höchst-St. Margrethen, Lustenau-Au, Hohenems-Diepoldsau und Mäder-Kriessern geführt.

Nun findet die langjährige Forderung der Wirtschaft und der staugeplagten Bevölkerung, dieses Nadelöhr zu beseitigen, politisch Gehör. Gestern präsentierten Finanzminister Magnus Brunner, Landeshauptmann Markus Wallner, Landesrat Marco Tittler und Zollamt-Vorständin Heike Fetka-Blüthner, ihren Plan, wie sie die Zollabwicklung neu aufstellen wollen.

Konkret sollen die Zollverfahren (Einfuhr, Ausfuhr, Versandverfahren) digitalisiert werden. Das soll für kürzere Standzeiten und eine raschere Abwicklung an der Zollgrenze sorgen. Die sogenannten Laufzettel sollen dadurch bald Geschichte sein. Durch die Aufnahme aller Grenzzollstellen Höchst/St. Margreten, Lustenau/Au, Hohenems/Diepoldsau und Mäder/Kriessern in die zukünftigen Korridorverkehre soll der Verkehr besser aufgefächert werden. Zudem wird in die Infrastruktur in Wolfurt investiert. Geld fließt in die Unterbringung der Speditionsbetriebe und der Lkw-Fahrer sowie in die Modernisierung des Zollamtes.

Zeithorizont bis 2027

Von heute auf morgen lässt sich das alles allerdings nicht umsetzen. Der Zeithorizont: Heuer soll ein Masterplan und ein infrastrukturelles Grobkonzept erstellt werden. 2024 soll in Pilot-Korridoren ein weitgehend digitalisierter Zollverkehr erprobt werden. Final abgeschlossen soll das Projekt bis zum Jahr 2027 sein. Eine genaue Investitionssumme wird nicht genannt, jedenfalls geht es in den zweistelligen Millionenbereich. VN-reh

Ein nicht seltenes Bild: Lkw-Stau vom Kreisverkehr Dornbirn Nord entlang der L190. vn/Steurer
Ein nicht seltenes Bild: Lkw-Stau vom Kreisverkehr Dornbirn Nord entlang der L190. vn/Steurer
Lange Schlangen vor dem Zollamt Wolfurt.

Lange Schlangen vor dem Zollamt Wolfurt.

Marco Tittler, Markus Wallner, Magnus Brunner, Heike Fetka-Blüthner.

Marco Tittler, Markus Wallner, Magnus Brunner, Heike Fetka-Blüthner.