Roboter in Not

MyRobotcenter beantragt millionenschweres Sanierungsverfahren.
Götzis Der seit wenigen Jahren wirtschaftlich leicht angeschlagene Roboterhändler myRobotcenter GmbH ist in eine massive wirtschaftliche Schieflage geraten. Denn das 2007 gegründete Handels- und Serviceunternehmen steht vor einem millionenschweren Insolvenzverfahren.
30-Prozent-Quote
Wie der geschäftsführende Gesellschafter Christian Sommer erklärt, wurde am Landesgericht Feldkirch der Antrag auf Eröffnung eines Sanierungsverfahrens mit Eigenverwaltung gestellt. Sommer beziffert die Passiva mit etwa 14 Millionen Euro. Den Gläubigern werde eine Quote von 30 Prozent binnen zwei Jahren angeboten. Das Unternehmen mit Standorten in Götzis, Hohenems (Lager) und Innsbruck beschäftigt 15 Mitarbeitende. Die Entscheidung des Insolvenzgerichtes stand am Dienstagnachmittag noch aus.
Das Zusammentreffen von mehreren Faktoren, so Sommer, habe zum Gang vor das Insolvenzgericht geführt, wobei zwei unvorhersehbare Ereignisse als die maßgeblichen Auslöser zu sehen seien. So habe ein US-Zahlungsdienstleister, über den Kunden von myRobotcenter ihre Bestellungen bezahlen können, am 14. April 2022 überraschend mitgeteilt, dass man aufgrund des „Käuferschutzes“ eine Sicherheitsreserve auf dem Konto von myRobotcenter zurückhalten müsse. Dieser Zahlungsdienstleister sei für myRobotcenter sehr wichtig, denn über ihn würden 70 bis 80 Prozent der Bestellungen abgewickelt werden. „Wir wurden dazu gezwungen, innerhalb von wenigen Tagen ein Guthaben von rund 1,6 Millionen Euro auf unserem Konto zu bilden. Dafür wurde auch ein vorhandenes Guthaben von uns umgehend eingefroren. Dies verschärfte unvorhersehbar die Liquiditätssituation massiv“, so Sommer.
Lieferantenkredit aufgekündigt
Die zweite maßgebliche Ursache sei der Umstand, dass myRobotcenter fünf Tage später von einem Lieferanten darüber informiert worden sei, dass ein Kreditversicherer nicht mehr bereit sei, einen Lieferantenkredit zu versichern. „Dies hatte zur Folge, dass Lieferanten nur noch gegen Vorauskasse Ware liefern, was die Liquiditätssituation zusätzlich negativ belastete.“ Begründet worden sei der Schritt mit dem negativen Eigenkapital des Unternehmens. „Dabei ist das negative Eigenkapital dem Kreditversicherer seit mehreren Jahren bekannt“, sagt Sommer.
Massive Umsatzrückgänge
Die beiden Hauptursachen müssten vor dem Hintergrund gesehen werden, dass myRobotcenter seit April 2021 von teilweise massiven Umsatzrückgängen betroffen ist. Im Geschäftsjahr 2019/20 kam myRobotcenter auf einen Umsatz von rund 40 Millionen Euro, im Vorjahr waren es 30 Millionen. Für 2021/22 seien 20 Millionen Euro Umsatz geplant. Diese Faktoren habe man jedoch schon längere Zeit auf dem Schirm gehabt und sich darauf vorbereitet. Die Restrukturierung des Unternehmens sei im Gange, sagt Sommer. „Wir waren bis zum 13. April 2022 voll zahlungsfähig. Ab dem 14. April hatten wir quasi über Nacht ein massives Liquiditätsproblem, das wir trotz Mithilfe von Experten nicht so schnell beheben konnten“, sagt Sommer. Deshalb habe man sich für die Beantragung eines Sanierungsverfahrens mit Eigenverwaltung entscheiden müssen. „Wir glauben fest an die Zukunft unseres Unternehmens und hoffen, dass die Gläubiger dem Sanierungsplan zustimmen werden.“ Die Finanzierung der Quote soll über den Fortbetrieb gesichert werden.